ROBERT WILSON: „ANDALUSISCHES REQUIEM"

Inspektor Javier Falcon ermittelt noch wegen eines blutigen Terroranschlags in Sevilla, als er zu einem tödlichen Autounfall gerufen wird. Ein Koffer mit einer Millionensumme und verdächtigen DVDs lässt aufhorchen und tatsächlich: der getötete Fahrer war Vasili Lukjanov, ein Mitglied der Russenmafia, und noch interessanter erweisen sich die DVDs, denn sie zeigen hochkarätige Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik, allesamt bei höchst verfänglichen Sexspielen.

So fulminant wie schon die drei Vorgänger der Falcon-Romane beginnt auch Robert Wilsons neuer Thriller „Andalusisches Requeim". Und Falcons Gegner sind schwer zu überschauen, denn gleich zwei Mafiagruppen liegen offenbar im Streit. Die vom Paten Donstov wiederum könnte durch eine enge Verbindung zur „Katholischen Verschwörung", einer fundamentalistischen Christengruppierung, mit dem Bombenanschlag zu tun haben, mit dem man offenbar islamistische Kräfte diskreditieren wollte.

Falcon gerät umgehend selbst in Schwierigkeiten, da anscheinend auch einige seiner marokkanischen Verwandten in die Sache verwickelt sind, zumal hier gleich mehrere undurchsichtige Geheimdienste ihre Finger im Spiel haben. Als er in seinen Ermittlungen dann den mordverdächtigen Staatsanwalt Calderon und dessen ehemalige kubanische Geliebte verhört, wird diese auf bestialische Weise ermordet. Während Falcons Chef sogar seine Suspendierung erwägt, überschlagen sich die Ereignisse, denn der kleine Sohn von Falcons Lebensgefährtin wird entführt. Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, melden sich die beiden rivalisierenden Gruppen der Russenmafia bei Falcon und jede behauptet, den Jungen in ihrer Gewalt zu haben.

Mehr soll von diesem vorwärtstreibenden labyrinthisches Thriller nicht verraten werden, nach dem Falcons weitere Zukunft als Ermittler sehr offen bleibt. Robert Wilson erweist sich einmal mehr als Spitzenautor des Genres, wobei die exzellenten Charakterzeichnungen wie auch die Komposition aberwitziger krimineller Machenschaften vom Besten sind. Das mag zuweilen über die Grenzen realistischer Glaubwürdigkeit hinausgehen, überzeugt aber dennoch in seiner Meisterschaft. Fazit: beste Krimiunterhaltung, wegen manch harter bis blutrünstiger Szenen aber nichts für Zartbesaitete.

 

# Robert Wilson: Andalusisches Requiem (aus dem Englischen von Kristian Lutze); 479 Seiten; Page & Turner Verlag, München; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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