BRUNO PREISENDÖRFER: „MANNESWEHEN"

Max Vola ist Ende 30, ehemaliger Amateurboxer und erfolgreicher Badezimmerverkäufer mit Spezialisierung auf Seniorenheime. Außerdem lebt Max seit Jahren mit der Frauenärztin Helen zusammen und die Beiden pflegen ein intensives Liebesleben. Da stört nur das leidige Verhüten, denn Helen verträgt die meisten Methoden schlecht. So beschließt Max, ihr die Sorge abzunehmen, indem er sich steriliseren lässt. Er informiert sich allerdings nur oberflächlich über die Begleitumstände und hat obendrein eine Neigung zum Hypochonder.

Wie Max dann in eine selbstgebastelte Eierschaukel gerät und all die unerfreulichen Überraschungen im Verlaufe seines doch irgendwie mutigen Schrittes durchlebt, das erzählt Bruno Preisendörfer in seinem Roman „Manneswehen". Genau die erleidet der Gute nämlich aus dieser Mischung von uninformierter Besserwisserei und Tolpatschigkeit. Die peinliche Rumhängerei im Sinne des Wortes hat er sich eingebrockt, weil er unbedingt gleich nach der erfreulich komplikationsfreien OP testen wollte, ob „es" noch geht.

Natürlich ging es, aber der Arzt hatte ja nicht von ungefähr auch das Unterlassen solcher Schnelltests in seinen Verhaltensmaßregeln für die ersten Tage erwähnt. Nun heißt es also, den malträtierten Bereich vor jeglichen Belastungen und Erschütterungen zu bewahren. Und das gibt dem Ich-Erzähler viel Gelegenheit, seine Lebensumstände mit der starken Helen und seine intensive Beschäftigung mit Nasszellen und allen sonstigen Badinstallationen ausführlich zu schildern. Jammerei gibt es dabei überhaupt nicht, obwohl Max einem immer wieder mit seiner männlichen Nabelschau als ehemaliger Weltergewichtsboxer und Sauberkeitsfanatiker knochentrocken die Lachmuskeln malträtiert.

Das Existentielle des Mannes, selten wurde es so locker und ironisch beschrieben, zumal der liebevolle Max sich auch hinreißend mit der an sich doch sehr weiblichen Domäne des Unterleibsschmerzes befasst. Nach seinen Erfahrungen mit den Entblößungs- und Behandlungstorturen bei der Assistentin des Urologen bezweifelt er jedenfalls, „dass Männer, wenn sie Frauen wären, zu männlichen Gynäkologen gingen." Fazit: mit diesem köstlichen Roman erfahren Männer wie Frauen Dinge über maskuline Befindlichkeiten, die sie bisher vermutlich nur ahnten. Oder für Vorurteile hielten.

 

# Bruno Preisendörfer: Manneswehen; 197 Seiten; Eichborn Verlag, Frankfurt; € 16,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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