JAN COSTIN WAGNER: „IM WINTER DER LÖWEN"

Zum dritten Mal schickt Jan Costin Wagner, der deutsche Erfolgsautor mit dem Faible fürs Finnische, seinen Kommissar Kimmo Joentaa in einen Kriminalfall, der von viel Athmosphäre und einem intelligenten Plot lebt. Es ist Weihnachten und Joentaa tut sogar Dienst, um dem bedrückenden Alleinsein nach dem Krebstod seiner jungen Frau zu entgehen, denn daheim in Turku warten nur eine Flasche Wodka und eine Flasche Milch auf ihn.

Doch es kommt ganz anders, denn erst muss er sich mit der Prostituierten Larissa befassen, die misshandelt wurde, und kaum ist er dann doch in sein Haus zurückgekehrt, taucht die rätselhafte junge Frau bei ihm auf und nistet sich wie selbstverständlich ein. Aber auch sonst findet Joentaa keine Zeit für Melancholie, denn er wird zu einem Mord gerufen. Jemand hat den Gerichtsmediziner Laukkanen erstochen, offenbar mit viel Wut. Als kurz darauf der Bastler Mäkelä, der für seine Puppen für Filmarbeiten bekannt ist, auf die gleiche Weise umkommt, rätseln die Ermittler über die Verbindung zwischen diesen Beiden.

Larissa bringt Joentaa auf eine Idee, nachdem es auch noch eine Messerattacke auf den berühmten Talkmaster Hämläinen gibt – in dessen kürzlich ausgestrahlten Talkshow ging es um das „Gesicht des Todes" und die jetzigen drei Opfer hatten darüber anhand der lebensechten Leichenfiguren Mäkeläs sogar noch gealbert. Könnte also diese Show die Taten ausgelöst haben und wenn, warum? Während seine Kollegen ganz andere Spuren verfolgen, grübelt Joentaa mit zäher Intuiotion darüber nach, kommt auf vage Anhaltspunkte und hat vor allem eine große Sorge: wie gefährdet ist der bald wieder genesene Talkmaster, dessen nächste Show bevorsteht?

Zwischendurch wird die Zielperson der Ermittlungen mit anfangs noch sehr anonymen kurzen Szenen ins Geschehen eingeblendet, doch nur zweierlei sei von dem ebenso spannenden wie schlüssigen Fortgang des Falles verraten: Larissa nimmt einen immer größeren Platz in Joentaas Leben ein, obwohl sie weiterhin ihrem Gewerbe nachgeht, und die Taten entspringen nicht krimineller Energie. Das Alles überzeugt wie in den vorherigen Fällen mit hervorragend gezeichneten Charakteren und dieser wortkargen Art der Finnen, wo sich Dialoge oft genug auf das extrem Wesentliche beschränken und doch nichts wirklich Wichtiges unerwähnt lassen.

Das ist dann ebenso autentisch wie die zuweilen nervenden, aber absolut echten Zungenbrechernamen der Protagonisten. Fazit: ein Krimi, der auf seine stille Weise fesselt und zugleich unbedingt verfilmt werden sollte.

 

# Jan Costin Wagner: Im Winter der Löwen; 288 Seiten; Eichborn Verlag, Frankfurt; € 17,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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