JAKOB ARJOUNI: „DER HEILIGE EDDY"

Jakob Arjouni hat wieder zugeschlagen und diesmal präsentiert er mit dem 43-jährigen Straßenmusiker und Trickbetrüger Eddy Stein einen richtiggehenden Hauptstadthalunken. Zwar treibt der in Berlin und bevorzugt am neuen Hauptbahnhof ein recht kriminelles Spiel, trotzdem wächst er dem Leser unvermeidlich ganz schnell ans Herz. Und avanciert nach absurden Abenteuern gar zum unbekannten Volkshelden.

Der heilige Eddy" hat Kultautor Arjouni diese verrückte Geschichte überschrieben. Alles läuft seinen Gang für Eddy, der es als gewiefter Lebenskünstler aber trotzdem noch zu nichts Rechtem gebracht hat. Da begegnet ihm ausgerechnet in dem Kreuzberger Altbau, in dem er wohnt, das Schicksal in Gestalt von Horst „Hotte" König. Der Großkapitalist mit den Rüpelmethoden ist gerade zu Berlins bestgehasstem Prominenten aufgestiegen, weil er in Heuschreckenmanier 8000 Arbeitsplätze vernichtet hat.

Als dieser Unsympath nun samt bulligen Bodyguards auftaucht, gilt sein Erscheinen aber entgegen Eddys Ängsten gar nicht ihm sondern Hottes Tochter Romy, die sich anonym abgesetzt und inkognito in der Wohnung über Eddy eingenistet hat. Dummerwiese tritt Eddy Hotte mit losem Mundwerk in den Weg, der sieht rot und es kommt zum Handgemenge. Bei dem der weit Überlegene unglücklich ausrutscht und ausgerechnet auf eine im Flur abgestellte Walfangharpune knallt: Exitus.

Voller Slapstickeinlagen versucht Eddy nun, die Leiche loszuwerden. Ob und wie das gelingt, soll hier nicht verraten werden, aber erstens macht die bekanntlich überkandidelte Berliner Boulevardpresse den vermeintlichen unbekannten Mörder zum Volkshelden und zweitens macht das Erblühen der Liebe zu Romy unseren Eddy – nun ja, irgendwie zum Heiligen.

Natürlich kann man das Alles nicht so ganz ernst nehmen, doch es ist dank herrlicher Dialoge und manch aberwitziger Szenen ein hinreißendes Lesevergnügen der leichten, nicht so ganz moralischen Art. Und es schreit geradezu nach einer Verfilmung, aber bitte in Berlin samt diesem Jargon und all der Atmosphäre.

 

# Jakob Arjouni: Der heilige Eddy; 246 Seiten; Diogenes Verlag, Zürich; € 18,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: BEL 607 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de