FRANK WONNEBERG: „LABELKUNDE VINYL"

Viele Male ist die Veröffentlichung verschoben worden, weil das Wissen und die Fakten um die kleinen Labels auf den Schallplatten so umfangreich sind, doch nun liegt das weltweit einzigartige riesige Nachschlagewerk zur „Labelkunde Vinyl" von Frank Wonneberg vor.

Mit 4554 Abbildungen der 10 cm im Durchmesser großen Papieretiketten gibt er Sammlern, Enthusiasten und Musikliebhabern Auskunft über knapp 100 Schallplattenfirmen und deren wichtigste Marken. Rock, Pop, Jazz und Klassik sind gleichermaßen vertreten, so dass das Kompendium auch für den Kulturhistoriker von Interesse ist mit seiner Fülle an Informationen. Die abgebildeten Labels reichen zurück bis 1948, als die Langspielplatte eingeführt wurde, doch es sind auch Single-Labels in exzellenter Druckqualität dabei.

Von jeher gehörte das Label zur Corporate Identity der Schallplattenfirmen und symbolisierte das eigene Image mittels Farbe, Design und Schrift. Doch die Labels offerieren weit mehr als nur Firma, Künstler und Titel und um diese weiteren, zumeist eher kryptischen Daten einordnen zu können, enträtselt Vinyl-Experte Wonneberg die geheimnisvollen Botschaften. So kann der Wissbegierige dechriffrieren, ob er zum Beispiel bei der ersten Beatles-LP „Please Please me", die ihm der antiquarische Händler für viel Geld anbietet, wirklich jene britische Original-Erstpressung aus dem Frühjahr 1963 in Händen hält oder nur eine spätere Auflage, die dann womöglich auch nicht mehr mono ist und insgesamt auch deutlich geringer im Sammlerwert.

Matrizennummern, Presscodes, Label-Codes, Deep Groove, Original-Master und vieles mehr verraten eben dem Sammler wie dem Käufer Entscheidendes über die Authentizität und den Zeitwert der Pressung. Dieses Kompendium bedient aber zugleich den reinen Fan, der sich für die Ur-Firmen interessiert, die Eigentümerwechsel, Fusionen und Sublabel. Und die umfangreiche Einleitung mit vielen Erläuterungen erhellt auch die numerischen Ordnungssysteme, historische Fertigungsqualitäten und die Fülle wichtiger Fachbegriffe.

Aufgebaut ist der grafische Teil, indem die maßgeblichen Einzelmarken alphabetisch als Einzelmarken gelistet sind und dann als Etikettenstammbäume für die vielen Varianten einschließlich der Sublabels dienen. Typische Beispiele sind Major Label wie RCA oder MERCURY, die eine große Vielfalt der Erscheinungsformen aufweisen, obwohl beide längst ebenso wenig mehr unabhängig sind wie manche ehemals virulente Indipendent Labels. Noch heute wichtige Vertreter dieser Sektion wie zum Beispiel CHARISMA oder ISLAND sind aber ebenso dabei wie langjährige erfolgreiche große Sublabels wie LONDON oder etliche Ost-Labels.

Fantasie und Pracht der Labeldesigns sind teils erstaunlich und zu loben sind neben der methodischen Aufbereitung des Ganzen auch die gut verständlichen Erläuterungen zum gesamten Genre. Wobei Wonneberg klar bekennt, dass dieses Standardwerk kein abgeschlossenes Sachgebiet sein kann, da es noch immer erfreulich lebendig und im Wandel ist. In dem, was der gewichtige Wälzer aber bietet, ist er einzigartig, qualitativ hochwertig und bei einer Auflage von nur 3000 Stück auch gewiss sehr bald selbst ein Sammlerstück.

 

# Frank Wonneberg: Labelkunde Vinyl. Schallplattenfirmen, Etikettenstammbäume und Matrizenschlüssel; 544 Seiten, div. farbige Abb., Großformat; Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin; € 99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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