J.GOODWIN: „DER ANTIQUAR VON KONSTANTINOPEL"

Konstantinopel 1838, das Osmanische Reich gilt bereits als „der kranke Mann vom Bosporus" und tatsächlich krank auf den Tod liegt Sultan Mahmud II. im Topkapi-Palast. Derweil hat sein ehemaliger Ratgeber Yashim Togalu ganz andere Sorgen, denn innerhalb von Tagen werden zwei seiner griechischen Freunde umgebracht. Als dann auch noch der angebliche Archäologe Lefevre auf der Suche nach wertvollen Antiquitäten in Not gerät und Yashim ihm hilft, wird er alsbald selbst als Verdächtiger verfolgt, denn auch der Franzose wird tot aufgefunden, mit seltsamen Zeichen verstümmelt.

So beginnt der zweite Fall des derzeit wohl ungewöhnlichsten Ermittlers, denn der 40-Jährige ist ein ebenso kluger wie gut aussehender Eunuch. „Der Antiquar von Konstantinopel" heißt Jason Goodwins neuer Roman und er ist noch farbenprächtiger und fesselnder als der Auftakt, denn das Dahinsiechen des Sultans hat eine große Verunsicherung und ein Gefühl der Bedrohung über das Reich gebracht und in der Hauptstadt mit ihrem bunten Gemisch aus Völkern und Religionen rumoren die Gerüchte insbesondere um einen Geheimbund, der zehn Jahre nach der Unabhängigkeit Griechenlands das Byzantinische Imperium wiederherstellen will.

Immer neue brutale Mordtaten erschüttern die Metropole und Yashim gerät trotz der Hilfe seines besten Freundes, des trinkfesten polnischen Botschafters Palewski bei seinen Ermittlungen in den übelsten Vierteln und in den Katakomben der Stadt selbst in höchste Gefahr. Mehr soll hier von dem spannenden Geschehen vor realem Hintergrund nicht verraten werden, das Goodwin als Historiker mit dem Spezialgebiet Osmanisches Reich mit hinreißender Detailgetreue und opulenter orientalischer Pracht zu einem Lesevergnügen der besonderen Art aufbereitet hat. Zu den Feinheiten gehören da im Übrigen die vielen leckeren Speisen, die der überaus kultivierte Yashim immer wieder zubereitet und mit denen er dem Leser den Mund ein ums andere Mal wässrig macht.

 

# Jason Goodwin: Der Antiquar von Konstantinopel (aus dem Englischen von Martin Ruben Becker); 343 Seiten; Piper Verlag, München; € 16,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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