BARBARA WOOD: „DAS PERLENMÄDCHEN"

Tonina ist die beste Perlentaucherin auf der kleinen Insel in der Karibik, doch sie ist mit ihrer hohen schlanken Figur und der hellen Haut unübersehbar eine Fremde, denn sie kam einst als Findelkind in einem Korb hierher. Um aufkommenden Anfeindungen zu entgehen, schicken ihre Pflegeeltern die 21-Jährige aufs Festland ins Maya-Reich, mit dem Auftrag, eine geheimnisvolle rote Heilpflanze zu suchen.

So beginnt Barbara Woods neuer Roman „Das Perlenmädchen", der in jene Epoche führt, als die Mayas noch herrschten, jedoch Anfang des 14. Jahrhunderts allmählich ihre Macht einbüßten, während die Hochkultur der Azteken zu ihrer Blüte aufstieg. Auf ihrem Weg durch den Dschungel in die Hauptstadt trifft die junge Frau auf seltsame Gefährten, die künftig eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen werden. Allen voran der Zwerg Einauge und schließlich der berühmte Wettkämpfer Chac, den sie dann sogar vor dem rituellen Opfertod rettet.

Zugleich gerät sie aber auch in den Sog gefährlicher Intrigen, zumal sie eine vermeintliche Göttin aus ihrem Höhlengefängnis befreit. Diese Ixchel birgt ein besonderes Geheimnis, doch auch sonst eröffnen sich Tonina immer mehr Rätsel ihrer eigenen, offenbar edlen Herkunft. Es ist eine Zeit des Umbruchs und Aufruhrs voller Mythen und Gefahren und ausgerechnet Prinz Balam, der engste Freund Chacs, mit dem Tonina bald eine leidenschaftliche Liebe verbindet, erweist sich als trügerischer Geselle.

Am Ende ihres abenteuerlichen Weges findet nicht nur Tonina ihre schicksalhafte Bestimmung, die mit dem Aufstieg der Azteken auf vorbestimmte Weise unmittelbar verbunden ist – doch mehr soll von dem dramatischen Finale nicht verraten werden. Dieser bis zuletzt fesselnde Roman voller starker Charaktere und überraschender Wendungen lebt vor allem auch vom realen Hintergrund, denn die Autorin hat gründlich recherchiert und breitet die spektakuläre Geschichte mit spannenden Einblicken in die gesellschaftlichen und religiösen Aspekte jener noch heute wenig bekannten Hochkulturen in Mittelamerika aus.

Fazit: dieser filmreife Historienroman mit vielen Rätseln und exotischen Schauplätzen bietet beste Unterhaltungslektüre. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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