LESLEY DOWNER: „DIE LETZTE KONKUBINE"

Die amerikanische Journalistin Lesley Downer hat viele Jahre in Japan gelebt, beherrscht die Landessprache und hat sich sogar zur Geisha ausbilden lassen. Nun legt sie mit „Die letzte Konkubine" ihren ersten Roman vor, der in die abgeschlossene Welt eines Frauenpalastes führt, welcher zum Sitz eines mächtigen Shogun gehört. Dort leben 3000 Frauen, für die dieser Militärfürst der einzige Mann ist, den sie je zu Gesicht bekommen.

Doch die Autorin erzählt keine Liebesschmonzette sondern eine dramatische Geschichte vor dem realen Hintergrund jener Umbruchzeit Mitte der 1860er Jahre des Bürgerkrieges und der erzwungenen Öffnung der Häfen durch US-Commander Perry. Als Protagonistin steht das Bauernmädchen Sachi im Mittelpunkt, das wegen seiner Schönheit mit elf Jahren in den Palast in Edo, dem heutigen Tokyo, eingeführt wird. Prinzessin Kazu, Gattin von Shogun Iemochi – beides historische Persönlichkeiten – macht diesem die mittlerweile wohlerzogene 15-Jährige als letzte Konkubine zum Geschenk.

Kammerfrau Sachi, nunmehr aufgestiegen zur ehrwürdigen Dame des Seitengemachs, erlebt ein nur kurzes Glück, denn nach einer einzigen gemeinsamen Nacht muss der auch erst 20-jährige Shogun in den Krieg zwischen seinen Anhängern und denen des Kaisers ziehen. Mit Iemochi kommt dann sein gesamter Hofstaat in den Kämpfen um und auch die Insassinnen des Frauenpalastes müssen fliehen. Dabei kommt Sachi, die als Shogun-Witwe normalerweise zum Leben einer Nonne verurteilt wäre, eine gefährliche Sonderrolle zu: sie soll ihre Gönnerin Prinzessin Kazu schützen, indem sie sich als deren Doppelgängerin in die Außenwelt begibt.

In den Wirren, die das noch mittelalterliche Japan schließlich in die Moderne katapultieren werden, gerät Sachi auf der Flucht an drei Ronin, umherstreifende Samurai ohne eigenen Herren. Für die junge Frau sind es verwirrende Gefühle, als sie sich in den ungebärdigen Ronin Shinzaemon verliebt – ohne zu wissen, was überhaupt Liebe ist, für die es zu jener Zeit nicht einmal ein japanisches Wort gab. Aber auch sonst wird die Welt um sie herum total erschüttert, wozu die ausländischen Barbaren erheblich beitragen.

Das Alles wirkt exotisch, fremdartig und ebenso abschreckend wie faszinierend. Lesley Downer hat dank intensiver Kenntnisse und Recherchen ein sehr farbiges Bild vor dem historischen Geschehen mit viel Zeit- und Lokalkolorit gezeichnet, das tiefe Einblicke in die so andersartige Denk- und Gefühlswelt dieser durch strenge Regeln geprägten japanischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts gewährt. Und dieser Roman ist keineswegs eine sogenannte Frauenlektüre, vielmehr werden an ihm all jene ein großes Lesevergnügen finden, die vor rund 30 Jahren Bücher wie James Clavells „Der Shogun" verschlungen haben.

 

# Lesley Downer: Die letzte Konkubine (aus dem Amerikanischen von Susanne Aeckerle); 511 Seiten; C. Bertelsmann Verlag, München, € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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