SYBILLE BEDFORD: „AM LIEBSTEN NACH SÜDEN"

Sybille Bedford (1911-2006) war eine der großartigsten Stilistinnen der angelsächsischen Literatur, obwohl die als deutsche Baroness geborene Tochter einer flatterhaten Engländernin erst in ihrer Jugend richtig schreiben lernte. Beim bewegten Leben mit ihrer Mutter und später in der High Society aber auch in Gesellschaft der Künstler und Intellektuellen Europas kam es geradezu zwangsläufig dazu, dass sie zur Feder griff.

Und gleich ihre erste Buchveröffentlichung von 1953 wurde ein unvergessenes Stück grandioser Reiseliteratur: „Zu Besuch bei Don Otavio". Doch diese Mexiko-Reise war längst nicht die erste, über die sie schrieb. Großartige Zeugnisse ihrer Reisen im Auftrag der Magazine „Vogue" und „Esquire" liegen nun endlich auch in Deutsch vor – acht Reisebeschreibungen aus den Jahren 1948 bis 1967 unter dem Titel „Am liebsten nach Süden. Unterwegs in Europa".

Wovon die meisten Menschen in den 50er und 60er Jahren nur träumen konnten, sie erlebte es auf Reisen zum Beispiel nach Rom und Turin, nach Jugoslawien mit seinen rauen Landschaften, in die Normandie oder – ein hinreißender Höhepunkt des Buches – ins winterliche Venedig. Wenn sie dann ländliche Hotels testet, bukolische Speisen kostet und von kaum bekannten örtlichen Weingenüssen schwärmt, dann fasziniert das in seinem treffsicheren Sprachzauber, der stilistischen Eleganz und dem Charme, der auch die wunderlichsten Milieubeschreibungen zu einem Genuss macht.

Stets ist Sybille Bedford eine äußerst präzise Beobachterin, die in ihren Reiseimpressionen niemals weitschweifig wird und zugleich nicht nur bei kulinarischen Beschreibungen Appetit weckt, sondern auch Fernweh und Entdeckungslust aufkommen lässt. Fazit: ein zeitlos exzellenter Lesegenuss nicht nur für Reiselustige.

 

# Sybille Bedford: Am liebsten nach Süden. Unterwegs in Europa (aus dem Englischen von Matthias Fienbork); 219 Seiten; SchirmerGraf Verlag, München; € 17,80

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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