BARRY MILES: „PINK FLOYD. DIE FRÜHEN JAHRE"

Pink Floyd zählt zu den größten und innovativsten Bands der Musikgeschichte und es gibt bereits etliches an Literatur über die Gruppe. Niemand aber hatte auch nur annähernd solch hervorragende Voraussetzungen, die Geschichte der Band von ihrer Entstehung bis zu ihrem Zenit mit der Langspielplatte „Dark Side of the Moon" im Jahr 1973 zu schreiben wie der renommierte Musikjournalist Barry Miles.

Wenn er jetzt die Band-Biographie „Pink Floyd. Die frühen Jahre" vorlegt, musste er dafür kaum recherchieren, denn er kennt sie als Zeit- und Augenzeuge, erlebte sie schon live, als sie sich noch „The Pink Floyd Sound" nannten, und er verfasste seinen ersten Artikel über sie 1966 für eine New Yorker Underground-Zeitung. Zum Einstieg beleuchtet er auch die Herkunft der Mitglieder bis in ihre Kindheit und stellt klar, warum Pink Floyd eine Band aus Cambridge ist: die wichtigsten Songschreiber der Band Syd Barrett, Roger Waters und David Gilmour waren waschechte Kinder dieser berühmten englischen Universitätsstadt.

Und Miles beschreibt, wie der ebenso geniale wie erratische Bandgründer Barrett mit seiner Band eine radikal neue Mischung aus experimenteller Musik, Lightshow und psychedelischen Bühneneffekten kreierte und sich Pink Floyd als Hausband des Londoner UFO-Clubs Kultstatus in der Hochzeit der Psychedelia-Ära erwarb. Der Autor wartet dabei immer wieder auch mit interessanten Anekdoten auf und er stellt allen Legenden zum Trotz klar, dass die Band nach Barretts Katzen Pink und Floyd benannt wurde. Der allerdings erweist sich zunehmend als so unberechenbar bis geistesgestört, dass die Band nur überleben kann ohne ihn. David Gilmour wird erst nur fünftes Mitglied, bald ist Barrett ganz außen vor.

Mindestens so ausführlich und lebendig wie das Miteinander der Musiker – die übrigens außerdem dem Geschassten nie schwer auf Drogen waren – schildert Miles die musikalische Entwicklung vom Debüt-Album „The Piper at the Gates of Dawn" über Filmmusiken wie zu „Zabriskie Point" (1970) bis zum Meilenstein „Dark Side of the Moon", einer der erfolgreichsten Alben aller Zeiten. Wie sie sich schwertaten beim Songschreiben und wie es sich auf den Aufbau ihrer sehr eigenständigen Musik auswirkte, dass Waters seine Bandkollegen Nick Mason und Rick Wright beim Architekturstudium kennenlernte, das alles ist mit exzellentem Hintergrundwissen und trotz aller persönlichen Kenntnis der Protagonisten mit wohltuender Sachlichkeit dargelegt.

Eine Fülle von Fotomaterial, das teils bisher unveröffentlicht war, macht diese Band-Biographie endgültig zu einem Standardwerk zur Geschichte Pink Floyds. Fazit: dieses Werk wird nicht nur eingefleischte Fans begeistern und es sollte in keiner ernstzunehmenden Büchersammlung zur Pop- und Rockgeschichte fehlen, zumal es manch faszinierende Erinnerungen an prägende Ereignisse im Swinging London der 60er Jahren einschließt.

 

# Barry Miles: Pink Floyd. Die frühen Jahre (aus dem Englischen von Conny Lösch); 271 Seiten, div. Abb.; Hannibal Verlag, Höfen; € 24,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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