STEPHEN CLARKE: „MERDE HAPPENS"

Seit 13 Jahren lebt Stephen Clarke in Paris und pflegt von dort aus seine bitterbösen Liebeserklärungen an die Franzosen, deren Eigenheiten und Lebensgewohnheiten er als waschechter, nüchtern denkender Engländer mit dem nötigen Maß an britischem Humor als ziemlich außerplanetarisch entlarvt.

Sein Alter Ego heißt Paul West und der genießt das Leben und vor allem die ebenso charmanten wie verwirrend unberechenbaren Französinnen. Nun aber hat der wackere Held zwei Probleme am Hals, die ihm ungeahnte Abenteuer bescheren. Zunächst einmal hat er als halber Inhaber eines Teehauses den Frevel begangen, eine Speisekarte nur auf Englisch auszulegen, was ihm einen horrenden Strafbescheid einbringt. Zum Anderen verlangt seine kapriziöse Freundin Alexa mehr konkrete Lebensplanung von Paul, was mit den drohenden Schulden noch schwieriger wird als bereits bisher ohne.

Da kann man nur noch sagen „Merde happens" und so lautet auch der Titel des neuen Abenteuers von Paul West und der Untertitel verheißt nichts wirklich Gutes für ihn, aber für den Leser: „Ein Engländer aus Paris entdeckt Amerika". In seiner Verzweiflung nimmt Paul nämlich das Angebot von Visitor Resources an, einer Marketingfirma in London, die in einem Länderwettbewerb durch Werbemaßnahmen dafür sorgen soll, dass Großbritannien zum besten Tourismusziel der Welt gewählt wird. Die Informationen bleiben relativ unklar, Paul nimmt die ebenso liebeshungrige wie eifersüchtige Alexa mit und schlägt gleich recht unsaft in New York auf.

Bevor er noch Boston erreicht, wo ihm eine aberwitzige Tea-Party zu einer pressewirksamen Prügelei misslingt, gesellen sich die hypererotische Ex-Freundin Elodie und der alte Chaotenkumpel Jake hinzu. Obendrein muss Paul einen schrill dekorierten Minicooper als 'typical British car' fahren – wohlgemerkt quer durch die USA! - und damit geht es über Miami und New Orleans ins ohnehin schon verrückte Las Vegas. Bereits bis dahin verfolgt ihn Murphys Gesetz permanent und Paul ist durchaus nicht immer schuldlos daran, dass ständig etwas schiefgeht.

Da erreicht er als Quasi-Schotte im Kilt sogar einen ungeahnten Erfolg und die typische Strohfeuer-Berühmtheit im Land der grenzenlosen Unmöglichkeiten. Nach viel realem US-Wahnsinn muss er schließlich aus dem Spielerparadies flüchten, weil er sich hirnrissigen Waffennarren beim Schauballern mit echten MPs verweigert. Die Kapriolen halten bis zur letzten Zeile an und man nur inständig hoffen, dass dieser herrlich bescheuerte Kreuzzug verfilmt wird, denn er schlägt mit leichter Hand jeden Chevy-Chase-Film. Einfach, weil mehr Satire und Entlarvung der US-Verrücktheiten drinsteckt. Und das charmante Personal tut das Seinige dazu...

 

# Stephen Clarke: Merde happens (aus dem Englischen von Gerline Schermer-Rauwolf und Thomas Wollermann); 411 Seiten, broschiert; Piper Original, München; € 12

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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