TORSTEN KÖRNER: „GÖTZ GEORGE"

Am 23. Juli 2008 feiert mit Götz George einer der renommiertesten deutschen Schauspieler seinen 70. Geburtstag und passend dazu liegt jetzt die erste von ihm autorisierte Biographie vor. Autor Torsten Körner durfte den sonst sehr pressescheuen Mimen über drei Jahre hinweg intensiv ausfragen, hat aber auch Weggefährten und Freunde interviewt.

Götz George: Mit dem Leben gespielt" lautet der Titel und er beschreibt ein überaus vielfältiges Schauspielerleben, zu dem der spätere Star mit zwölf Jahren sein Bühnendebüt am Berliner Hebbeltheater gab und mit 14 – gemeinsam mit der gleichaltrigen Romy Schneider – in „Wenn der weiße Flieder wieder blüht" erstmals vor der Kamera stand. Seinen Namen erhielt er übrigens nach Götz von Berlichingen, einer Paraderolle seines berühmten Vaters, des großen Heinrich George, während ihn Schauspielermutter Berta Drews stets Putzi nannte.

Der gebürtige Berliner, den der Autor als ein ebenso leidenschaftliches wie gewissenhaftes Arbeitstier charakterisiert, spielte viel Theater, drehte zwischendurch aber auch zahlreiche Filme einschließlich Karl-May-Schoten und Gaunerrollen in etlichen Fernseh-Krimis, während er in den 70er Jahren auch beim Tourneetheater Erfolge feierte, so unter anderem als Kowalski in „Endstation Sehnsucht". Zu den ersten großen Charakterrollen vor der Kamera zählte dann 1977 die beklemmende Darstellung des KZ-Kommandanten Höss in „Aus einem deutschen Leben".

Sein Bild beim Publikum prägten jedoch insbesondere die 29 Tatort-Krimis als raubeiniger Schmuddel-Kommissar Schimanski von 1981 bis 1991, die allerdings nur sehr begrenzt dem wahren preußischen Pflichtmenschen George entsprachen. So zieht sich der sensible und überraschend introvertierte Star, der die 80er Jahre als seine schönste Zeit bezeichnet, immer wieder gern in sein Refugium auf Sardinien zurück, denn Presserummel hasst er und insbesondere die Skandalisierung des Privatlebens. Und er bekennt mit Stolz, dass er es auch ohne Exzesse und wilde Parties so weit gebracht hat.

Dabei feierte er in den reiferen Jahren auch Erfolge mit komödiantischen Paraderollen wie in „Schtonk" oder mit schwergewichtigen Figuren wie dem düsteren „Totmacher". Dem Biographen ist es hervorragend gelungen, auch den Menschen George hinter den vielen Rollen zu zeigen. Und auch manches kaum Bekannte aus dem Privatleben wie die bisher von der Presse unentdeckte Herzoperation im letzten Jahr. Was zugleich offenbart, wie viel Kontrolle der Star über die Außenwirkung seines Lebens hat, Körner jedoch darf sogar aus Georges Tagebuchaufzeichnungen dieser Zeit und aus den Briefen seiner Lebensgefährtin zitieren.

Fazit: auch ohne sensationelle Enthüllungen eine fesselnde Biographie, gerade weil dieser Star sich nur dort produziert, wo es nach seiner unnachgiebigen Meinung hingehört – auf der Bühne und vor der Kamera.

 

# Torsten Körner: Götz George: Mit dem Leben gespielt; 480 Seiten, div. Abb.; Scherz Verlag, Frankfurt;

19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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