DONALD SPOTO: „AUDREY HEPBURN. EIN LEBEN"

Audrey Hepburn (1929-1993) ist nicht nur eine unvergessene Hollywood-Legende, ihre Karriere zählt gewiss zu den ungewöhnlichsten der Filmgeschichte, denn als ihr Stern 1953 mit „Ein Herz und eine Krone" quasi über Nacht aufging, passte sie überhaupt nicht ins gängige Muster. Während in den 50er und 60er Jahren sehr weibliche Stars wie Marilyn Monroe und Liz Taylor das Frauenideal eines Filmstars prägten, bezauberte die fast knabenhafte und obendrein meist jungfräulich naiv eingesetzte Audrey Hepburn eine weltweite Fan-Gemeinde.

Doch die Jahre beim Film, also zwischen dem Start als Gigi beim Theater auf dem Broadway und dem Beginn der Arbeit als UNICEF-Botschafterin, waren nicht alles, um so spannender liest sich die umfassende Biografie des einschlägig versierten Donald Spoto: „Audrey Hepburn. Ein Leben". Geboren als Tochter einer niederländischen Baronin und eines britischen Kaufmannes, erlebte sie als Kind die Scheidung der Eltern, die beide Sympathisanten der Nazis waren. Nach dem Einmarsch der Deutschen bekehrte deren brutales Regiment die wieder in ihrer Heimat lebenden Mutter jedoch so weit, dass sie sich sogar dem Widerstand anschloss.

Für das Mädchen waren die Jahre prägend, zumal die Ambitionen für eine Laufbahn als Balletttänzerin durch Unterernährung und Mangel an Training zunichte gingen. Zugleich waren die lieblose Kindheit und Jugend vermutlich auch der Grund für das spätere Liebesleben des Stars. Spoto berichte nicht nur von den unglücklichen Ehen mit Schauspieler Mel Ferrer und später dem Psychiater Andrea Dotti – der erste ein Kontrollfreak, der zweite ein unverbesserlicher Schürzenjäger. Noch mehr als die Offenlegung zahlreicher Affären der Hepburn überrascht die Darlegung, dass die in ihren Rollen oft nahezu asexuell wirkende Schauspielerin privat sogar ausgesprochen sexgierig war.

Der erfahrene Biograf hat auch diesmal intensiv recherchiert und schildert detailliert die von Höhepunkten gepflasterte Karriere des zierlichen Stars, der neben Intelligenz und Bildung viel Talent mitbrachte. Stets wurden ihr nur niveauvolle Rollen angeboten, die sie dann wie bei „Geschichte einer Nonne", „My Fair Lady" und vor allem bei „Frühstück bei Tiffany" weltweit zu einer der beliebtesten Schauspielerinnen aller Zeiten machten. Und dank ihres sicheren Geschmacks gepaart mit vielen eigenen Vorstellungen auch zu einer unvergessenen Mode-Ikone.

Spoto gelingt es, auch hinter die Kulissen zu schauen und die uneigennützigen Aktivitäten nach der Karriere wie auch die schweren letzten Jahre werden ebenfalls ohne Sensationsgier beschrieben. Fazit: eine trotz der ein oder anderen delikaten Überraschung dezente Biografie einer Schauspielerin, die aus der Heerschar der Stars auch hinsichtlich Niveau und Persönlichkeit weit herausragte.

 

# Donald Spoto: Audrey Hepburn. Ein Leben (aus dem Amerikanischen von Heidi Lichtblau); 399 Seiten, div. Abb.; Krüger Verlag, Frankfurt; € 22,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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