GREG BROOKS/SIMON LUPTON: „FREDDIE MERCURY"

Es war ein unvergesslicher Anblick, wie Freddie Mercury mit hoch gereckter Faust und gespreiztem Schritt wie ein König auf der Bühne steht: extrovertiert, extravagant und ein Selbstdarsteller wie kein anderer in der Rockgeschichte. Er wollte kein Star sein sondern eine Legende als der Nurejew des Rock'n'Roll werden. Und – er hat es in seinem kurzem Leben erreicht.

Doch wer war dieser Mann mit den immer neuen Ideen, der ungeheuren kreativen Durchsetzungskraft und stets erfüllt von „ein klein bisschen Queen-Wahnsinn", wie er es selbst ausdrückte? Es gibt keine Autobiographie von Farrokh Bulsara alias Freddie Mercury, 1946 auf Sansibar geboren und 1991 an Aids gestorben. Aber es gibt einen faszinierenden Ersatz dafür, denn Greg Brooks und Simon Lupton haben die gesammelten persönlichen Aussagen des Superstars über mehr als 20 Jahre zusammengetragen und ein ebenso schillerndes wie umfassendes Porträt damit komponiert.

Der Titel „Freddie Mercury. Ein Leben in eigenen Worten" ist absolut zutreffend, denn sämtliche Äußerungen und Interviewausschnitte sind zu Themen zusammengenommen und so wortgetreu wie möglich und auf jeden Fall ohne Ghostwriter wiedergegeben. Das springt zuweilen, es gibt angerissene Sätze und es kommt auch zu Widersprüchen, wenn Freddie zu bestimmten Themen vermeintlich Gegensätzliches sagt. Dann handelt es sich um Aussagen aus verschiedenen Zeiten, was Meinungsänderungen logisch macht. Eine „echte" Autobiographie, selbstverfasst oder in Interviewform, hätte nie diese punktuellen und durch keine nachträgliche Verklärung verfälschten Aussagen hervorbringen können.

Von den frühen Sternstunden des Kunststudenten und der drei Akademiker, die hochmotiviert ab 1973 eine einzigartige Karriere als „Queen" vorlegten, bis zu den späten Jahren, als der rastlose Kreative nach zahllosen Affären mit Jim Hutton eine dauerhafte Beziehung einging, reicht die Spannweite. Er hasste es, sich zu langweilen und er konnte nie allein sein, er war bekennender Schwuler und dennoch nicht einseitig ausgerichtet und seine engste Vertraute und Erbin heißt Mary Austin, sieben Jahre lang auch seine Freundin. Seine Stellungnahmen zeigen immer wieder den eigenwilligen und hochambitionierten Künstler, der bei aller Selbstverliebtheit dennoch stets liebenswert bleibt.

Entstanden ist das sehr persönliche Porträt eines genialen Musikers, Songschreibers und Performers, der sich seine Träume erfüllte. Das aber mit immer höherem Nachdruck, denn er ahnte, dass er nicht alt werden würde. Er hat sein Leben in vollen Zügen genossen, dennoch entbehrt es nicht einer gewissen Tragik, dass ihn tatsächlich jene Krankheit dahinraffte, vor der er sich schon früh fürchtete. Fazit: eine hinreißende „unechte" Autobiographie zu einer der schillerndsten Künstlerlegenden der jüngsten Vergangenheit, gekrönt von etlichen bisher unveröffentlichten Fotos.

 

# Greg Brooks/Simon Lupton (Hrsg.): Freddie Mercury. Ein Leben in eigenen Worten (aus dem Englischen von Henning Dedekind); 227 Seiten, div. Abb.; Hannibal Verlag, Planegg; € 24,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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