SANDRA BROWN: „EISNACHT"

Eine packende Mischung aus knallhartem Thriller und Romanze der besonderen Art ist Sandra Brown auch in ihren neuen Kriminalroman gelungen. „Eisnacht" lautet der Titel und er spielt nicht nur in wilder frostiger Athmosphäre, er lässt den Leser auch so manches Mal frösteln, wenn der Tod ganz nahe scheint.

Es beginnt mit Ben Tierney, der in der Wildnis von North Carolina bei aufkommendem Schneesturm soeben eine Leiche vergraben hat und dann feststellen muss, dass sein Wagen bei dem Temperartursturz nicht mehr anspringt. Zur selben Zeit will Lily Burton von ihrer Berghütte heimfahren, die sie nach der Scheidung von Dutsch Burton verkauft und aufgeräumt hat. Im einsetzenden Blizzard rutscht ihr Tierney vor den Wagen, sie streift ihn und rammt einen Baum. Als beider Chance bleibt nun nur die Hütte und Hilfe per Handy.

Sie weiß nicht, wie viel über das stark gestörte Mobilfunknetz bis zu ihrem Ex-Mann, dem Sheriff des im Tal liegenden Städtchens Cleary, gelangt. Vorerst aber versorgt sie den Verletzten, in dem sie einen flüchtigen, sehr attraktiven Bekannten vom letzten Sommer erkennt. Sie kümmert sich um seine Kopfwunde, macht Feuer im Kamin und es entspinnt sich eine prickelnde Spannung zwischen den Beiden. Bis sie in seinen Sachen zufällig eine Pistole und Handschellen findet. Und ein blaues Band – wie es jener Serienkiller „Blue" jeweils am Tatort zurücklässt, wenn wieder eine Frau aus der Gegend verschwunden ist. Ist Lily gefangen mit einem Mörder in der abgelegenen und jetzt unerreichbaren Hütte?!

Derweil ist Sheriff Burton außer sich, denn er hat von dem Mobilanruf zumindest so viel verstanden, dass Lily, die er immer noch heftig begehrt, mit dem undurchsichtigen Burschen dort oben allein nächtigen wird. Um so mehr gerät er ins Toben, als nun auch noch zwei grantige FBI-Beamte auftauchen. Wegen „Blue". Und wegen Tierney. Doch die Autorin zieht ein noch viel schillernderes Szenario auf mit exzellent gezeichneten Charakteren, die es wahrlich in sich haben und für immer neue Wendungen sorgen.

Auch diese Nebenhandlungen zum Beispiel mit Wes Hamer, einem aufgeblasenen Schürzenjäger, der seinen 19-jährigen Sohn zum Sportstar trimmen will und dabei auch vor widerlichen Machenschaften nicht zurückschreckt. Dass er illegale Mittel vom mickrigen Apotheker William Ritt einsetzt, ist dabei noch nicht einmal das Verwerflichste. Ritts Schwester, die altjüngferliche Lehrerin Marilee, dagegen bringt einige starke erotische Szenen mit einem ebenso heimlichen wie geheimnisvollen Liebhaber ins Geschehen ein. Meisterhaft hat die Autorin all diese Figuren und noch einige mehr miteinander verknüpft und lässt die packende Melange in spannungstreibender Dramaturgie auf manche falsche Fährten hinauslaufen.

Bis zu einem hochdramatischen Finale in Eiseskälte, das einige Überraschungen offenbart. Das Alles ist mit deftiger, zupackender Sprache erzählt und schreit geradezu nach einer Verfilmung. Fazit: ein Thriller der Misterklasse, knallhart, aber auch mit einer Prise Romantik und Sex gewürzt.

 

# Sandra Brown: Eisnacht (aus dem Amerikanischen von Christoph Göhler); 512 Seiten; Blanvalet Verlag, München; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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