„BOB DYLAN. THE DRAWN BLANK SERIES"

Bob Dylan ist unbestritten einer der größten Universalkünstler der Gegenwart, dass er außer als Songschreiber, Musiker, Dichter, Schriftsteller und Schauspieler aber auch noch als Maler ein beachtliches Werk geschaffen hat, war bisher wenig bekannt. Das änderte sich schlagartig, als im Oktober 2007 in den Kunstsammlungen Chemnitz die weltweit erste Ausstellung mit Werken Dylans eröffnet wurde.

Bob Dylan: The Drawn Blank Series" lautete der Titel und so ist auch der dazu von Ingrid Mössinger und Kerstin Drechsel herausgegebene Katalog zur Ausstellung, der 85 Zeichnungen und 170 Gemälde zeigt, überschrieben. Mössinger, Generaldirektorin der Kunstsammlungen, schildert darin eingangs den ungewöhnlichen Weg zu dieser Weltpremiere. Sie war in New York auf jenes längst nicht mehr erhältliche Dylan-Buch von 1994 gestoßen, in dem der Weltstar 92 eigene Schwarzweiß-Zeichnungen unter dem Titel „Drawn Blank" veröffentlicht hatte. Die Originale selbst aber wurden nie öffentlich gezeigt.

Überraschend reagierte der schwer zugängliche Meister umgehend mit einer positiven Antwort auf das Ansinnen Mössingers zu einer Ausstellung. Und er ging noch einen gewaltigen Schritt weiter: in nur acht Monaten schuf der für seine Rastlosigkeit bekannte Künstler 322 Arbeiten, denen die zwischen 1989 und 1992 entstandenen „Drawn Blank"-Zeichnungen in Bleistift und Kohle zugrunde lagen. Diese seien ohnehin Skizzen für später geplante Gemälde gewesen, erklärte der 66-Jährige dazu. So übertrug er seine Vorlagen auf Büttenpapier und gestaltete sie mit Aquarell- und Gouache-Farben in Gemälde um, die nun eine ganz neue lebendige Kraft zeigen.

Doch Dylan erweiterte sein expressives Schaffen noch und gestaltete durch Variationen der Originale in unterschiedlicher Farbgebung spannende Reihungen scheinbar gleicher Werke. Es entstanden Landschaften, Stillleben und eine Fülle von Männer- und Frauenansichten bis hin zu Aktbildern. Offenbar bedurfte es nur der Anregung zu diesem Schritt, denn in den Textbeiträgen wird deutlich, dass Dylan bereits seit den frühen Jahren seiner 1961 beginnenenden Karriere zeichnete, nach seinem schweren Motorradunfall von 1966 die lange Tourneepause zu Unterricht beim renommierten Kunstlehrer Norman Raeben nutzte und auch mehrere Plattencover (z.B. zu „Self Portrait" und „Musik from Big Pink") selbst kreierte.

Mal dynamisch, mal so spöde, wie er sich selbst auch meist gibt, präsentieren sich die Bilder des hypersensiblen Künstlers, und wie wichtig ihm dieser Zweig seiner Vielfachbegabung schon immer war, beweist sein 1971 geschriebenes Lied „When I paint my Masterpiece". Mag Bob Dylan auch nicht in die Reihe der ganz großen Maler gehören – die Ausstellung wie der opulent aufgemachte Katalog machen endlich auch diese hochinteressante Seite von „His Bobness" publik.

 

# Ingrid Mössinger, Kersin Drechsler (Hrsg.): Bob Dylan. The Drawn Blank Series; 288 Seiten, 255 Abb., Großformat; Prestel Verlag, München; € 49,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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