JÜRGEN G. NAGEL: „ABENTEEUER FERNHANDEL"

Ein buntes und sehr bewegtes Kapitel der Weltgeschichte waren die Zeiten der Ostindienkompanien. Zahlreiche Legenden ranken sich um die wagemutigen Seefahrer und Kaufleute, ihre Eroberung exotischer Märkte und die nie endenwollenden Kämpfe mit den örtlichen Machthabern und Piraten.

Ein Sachbuch zu diesem spannenden Thema legt nun der Historiker Jürgen G. Nagel vor und es ist mit „Abenteuer Fernhandel. Die Ostinienkompanien" absolut angemessen betitelt, denn durchweg abenteuerlich war diese sich über mehr als zwei Jahrhunderte hinziehende Epoche bis zuletzt. Handel zwischen Europa und Asien hatte es schon früher gegeben, doch die Transporte edler Güter über die berühmte Seidenstraße waren schwierig und teuer. Andererseits wusste man aus den Berichten Marco Polos bereits im 13. Jahrhundert von den verlockenden Handelsplätzen im fremden Asien.

Mit den großen Seefahrern setzt im 16. Jahrhundert ein regelmäßiger Kontakt über die Meere zu den fernen Regionen ein, in denen ein Kultur- und Handelsgeflecht längst florierte, wenngleich den Europäern dessen Strukturen kaum bekannt waren. Der Autor schildert sehr anschaulich, wie sich aus dem wachsenden Handel und den vielfältigen Fährnissen dabei Zusammenschlüsse von See- und Kaufleuten bildeten, die allein schon wegen der Piraten eine bewaffnete Handelsseefahrt für nötig und sinnvoll erachteten. So erteilte Königin Elisabeth I. im Jahr 1600 die Charter zur Gründung der „East India Company" EIC und 1602 folgten die Generalstände der Vereinigten Niederlande mit dem Oktroi für die „Vereenigt Oostindia Compagnie" VOC, die einander sehr ähnlich waren und unter anderem mit staatlichen Monopolgarantien als Privilegien ausgestattet waren.

Diesen Kompanien gesellten sich kleinere aus Dänemark, den spanischen Niederlanden, Schweden und Frankreich hinzu und dieses historisch einmalige Phänomen sorgte mit einem dynamischen Globalisierungsprozess für einen großen Schub in der weltwirtschaftlichen Entwicklung. Der Aufschwung insbesondere im Teehandel sowie dem mit Gewürzen und Stoffen führte zur Gründung der ersten Aktiengesellschaften der Geschichte, während die Handelsniederlassungen jedoch bekanntlich später in Kolonialreiche mündeten. Die vielfältigen Aspekte dieses globalen Fernhandels sowie den Weg zur imperialen Beherrschung stellt der Experte ebenso detailliert wie lebendig dar. Zur Beleuchtung des komplexen Themas tragen außerdem zahlreiche zeitgenössische Abbildungen und Karten bei.

 

# Jürgen G. Nagel: Abenteuer Fernhandel. Die Ostindienkompanien; 203 Seiten, div. Abb.; Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt; € 29,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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