LOTHAR SCHRÖTER: „DAS BUCH DER LIEBE"

Kramer ist 47, betulicher Abteilungsleiter in einem Energiekonzern, zahlt brav seine Doppelhaushälfte ab und steht am Flughafen, um Ehefrau und Kinder abzuholen. Was dann passiert, beschreibt er später stark vereinfachend: „Ich habe eine Abzweigung im Leben genommen." Die aber hat es in sich, denn plötzlich zieht er mit einer blutjungen Japanerin durch die Gegend und diese Kimmi ist obendrein Mitglied einer japanischen Punkband.

Aus dieser Konstellation hat Lorenz Schröter „Das Buch der Liebe" entwickelt, das allerdings alles andere als Liebesroman ist. Nicht umsonst sind Kramers neue Freunde Punker und die Verliebtheit Kimmis in ihn macht den Biedermann nicht nur über alle Maßen willenlos, sie hat auch einen hohen Preis. Das wiederum hat mit Elvis zu tun. Ihn verehren die Musikerfreunde wie einen Heiland und so muss Kramer mit ihnen alle Orte abklappern, an denen der King of Rock & Roll einst in Deutschland gewesen ist.

Die Heimat des Jeans-Erfindern Levis Strauss spielt auch eine Rolle, gravierender ist jedoch die unangenehme Multiplikation der Elvisse. Nach einem Konzert der Punkband tauchen sie auf und diese japanischen Elvis-Imitatoren schlagen Kimmi und ihre Begleiter zusammen. Und es bleibt nicht bei dem einen Angriff und schließlich rutscht das immer surrealistischer werdende Geschehen in ein wildes Roadmovie ab, in das Liedertexte von Don McLean und anderen eingewoben sind.

Der Ich-Erzähler wandelt wie auf Watte und realistisch ist hier schließlich gar nichts mehr. Stattdessen endet es im Okkulten mit Elvis über allem und letalem Ausgang. Das gerät zu einer solch schrillen Geschichte, dass sie vermutlich am ehesten Lesern gefallen wird, die noch heute zumindest in Herz und Hinterkopf Punker sind. Was sie vorfinden ist so ungehobelt, dreist und anti, wie der Punk es eben war.

 

# Lothar Schröter: Das Buch der Liebe; 192 Seiten; Antje Kunstmann Verlag, München; € 16,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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