GEORG SCHRAMM: „LASSEN SIE ES MICH SO SAGEN..."

Ihnen als aufrechtem Bürger mit Vernunft und demokratischer Gesinnung ist schlecht von den Zuständen in unserem Land, so richtig zum Kotzen und verstopft obendrein? Dann brauchen Sie Medizin, aber nehmen Sie die beste, die es derzeit zu kaufen gibt: von Georg Schramm produziert und unter dem Titel „Lassen Sie es mich so sagen... Dombrowski deutet die Zeichen der Zeit" als literarisches Lebenselixier erhältlich.

Ob als zorniger Rentner Lothar Dombrowski mit der Armprothese, ob als launig zynischer Oberstleutnant Sanftleben oder als hessischer Alt-Sozialdemokrat August – er ist der legitime Nachfolger Dieter Hildebrandts und dabei böser und bissiger, als sein erklärtes Vorbild je gewesen ist. Ebenso hintergründig wie hinterhältig entlarvt er mit brillanter Präzision den Alltagswahnsinn in Politik und Gesellschaft. Ob Ackermann-Größenwahn, ob Absurditäten der Gesundheitsreform, der braune Sumpf am Rande oder einfach nur die ganz gewöhnliche Tristesse unserer Politikerkaste die Galle zur Überfunktion triebt, der Kabarettist mit der Vorbildung als Offizier und Diplom-Psychologe geht es mit chirurgischer Akribie und gnadenloser Härte an.

Knallhart und kein bisschen zimperlich beißt er zu und die Schlussfolgerungen seiner ebenso hammerharten wie erfrischenden Polemik treffen messerscharf. Der Mann, der seine Persönlichkeiten so blitzschnell zu wechseln versteht wie seine mal belfernden, mal süffisant säuselnden Breitseiten, ist ein Chamäleon, dessen 'normales' Erscheinungsbild kaum jemand kennt. Doch eines schimmert bei allen Figuren, die er verkörpert durch: er empfindet sich als aufgeklärten Preuße mit hohen Prinzipien von Vernunft und Moral. Wer nun so manchen der rabenschwarzen Gedankenblitze und gallebitteren Erkenntnisse aus seinen Fernsehauftritten und aus den Soloprogrammen gar nicht in voller Schönheit und grandioser Tiefenwirkung erfassen konnte – in dieser Sammlung seiner besten Texte ist noch einmal alles nachzulesen und selbst bei älteren Abhandlungen gerät man immer wieder ins Staunen darüber, wie zeitlos aktuell all die Hiebe mit dem scharfen Schwert der Satire (leider!) geblieben sind. Fazit: das ist ein Labsal als Medizin für frustrierte Bürger – auch wenn sie nicht viel hilft, hilft sie doch über das ein oder andere hinweg.

 

# Georg Schramm: Lassen Sie es mich so sagen... Dombrowski deutet die Zeichen der Zeit; 268 Seiten; Karl Blessing Verlag, München; € 19,95

WOLFGANG A. NIMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: NF 199 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de