THOMMIE BAYER: „EINE KURZE GESCHICHTE VOM GLÜCK"

Man stelle sich mal vor: einen Lottogewinn von 6,2 Millionen Euro und in das vorsichtige Gewöhnen an dieses unerwartete Glück platzt die Aufkündigung von Liebe und Ehe. Genau das passiert dem Mittvierziger Robert, einem künstlerisch veranlagten Menschen, der nicht sehr spontan dafür aber ein wenig kompliziert ist. Wie gern möchte er seiner noch immer sehr geliebten Regina eröffnen, dass es ihnen nun um einiges besser gehen wird.

Doch die überarbeitete Ärztin entschwindet zu einem Kongress, bevor er ihr vom neuen Glück erzählen kann, und dann erübrigt sich das, denn er stößt auf eindeutige Hinweise, dass sie seit einiger Zeit einen Anderen hat. Unter dem Titel „Eine kurze Geschichte vom Glück" hat Erfolgsautor Thommie Bayer aus dieser vermeintlich trivialen Geschichtsanordnung einen hinreißenden kleinen Roman verfasst. Ich-Erzähler Robert taumelt dabei durch ein ständiges Wechselbad der Gefühle, das allerdings mit wohltuend leichtfüßigem Sarkasmus und gerade deshalb ausgesprochen glaubhaft.

Glück muss man teilen, ist er überzeugt, und Robert hat nichts vom strengen Geiz seines schwäbischen Vaters. Ein Luxusauto, beim Computerkauf endlich nicht das günstigste sondern das beste Modell auswählen zu können, das ist schon schön. Doch dann dieser kalte Schock, auf schnöde Weise vom Verlust der langjährigen Liebe zu erfahren, dem das langsame Sich-dran-Gewöhnen folgt. Und all die Erinnerungen an Momente hitziger Zweisamkeit und wie er sich nun fühlt in der „Rolle einer abgestoßenen Hälfte von etwas nicht mehr Ganzem".

Bleibt ein kleiner, köstlich beschriebener Triumph gegenüber dem ehemaligen Kumpel Ecki, der ihn einst übers Ohr gehauen hatte. Robert hat aus ohnmächtiger Wut seither immer Eckis seltsame Lottokombination getippt, damit der Lump nie wieder allein abkassieren konnte. Nun hat er nicht nur die Hälfte des Jackpots, er beschert Ecki noch eine weitere bittere Pille. An seine eigene Bitternis im Glück dagegen muss er sich erst allmählich gewöhnen und wie er das angeht, macht ihn durch und durch sympathisch. Das ist ebenso psychologisch gekonnt wie souverän fesselnd erzählt und sorgt für ein kleines aber feines Lesevergnügen.

 

# Thommie Bayer: Eine kurze Geschichte vom Glück; 217 Seiten; Piper Verlag, München; € 16,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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