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DAVID HAMILTON: „EROTISCHE GESCHICHTEN"

In den 70er und 80er Jahren war David Hamilton weltberühmt für seine verträumt-erotischen Fotografien und Filme („Bilitis"; „Zärtliche Cousinen") von jungen Mädchen in Pastelltönen. Nun erlebt der britische Künstler eine Renaissance, die in einem bibliophilen Kompendium mit zwei Bänden im Schuber gipfelt, das jetzt unter dem Titel „Erotische Geschichten" erschienen ist.

Ein Band widmet sich einem Querschnitt seiner schönsten Bilder der von ihm gern als Nymphen bezeichneten Mädchen an der Schwelle zur Pubertät. Diese exquisite Auswahl von Aktfotografien im Weichzeichner aus der Zeit von 1970 bis 1990 mag man kaum pornographisch nennen, so dezent und 'soft' sind sie gehalten. Verspieltes Entdecken erster Sinnlichkeit schimmert da zuweilen durch, doch keineswegs frühreife Lüsternheit oder gar Verdorbenheit. Diese durchweg sehr ästhetischen Bilder haben etwas verhalten Unschuldiges etwa in der Art, wie die einst berühmte Lady Chatterley aus heutiger Sicht wirken würde.

Ähnliches gilt aber auch für den zweiten Band, der Hamiltons bisher kaum bekannte erotischen Erzählungen enthält. Wie in seinen Bildern und Filmen schwelgt er auch hier in der Beobachtung, der geduldig genossenen Verführung und in verträumter Sehnsucht nach Jugendsünden, die nur noch nostalgische Fantasien sind. Lüsterne Altherrenfantastereien? Das könnte man ihm vorwerfen, doch seine Erzählungen voller romantischer Erotik aus vergangenen Zeiten sind gekonnt geschrieben und in ihrer teils plakativen Naivität fast schon wieder pubertär. Und bei aller Offenheit gestaltet sich manches zwar naturgemäß ein wenig schlüpfrig, ohne jedoch zotig oder gar vulgär zu werden.

Hohe Kunst? Große Literatur? Auf jeden Fall ein kleines, aber feines sündiges Vergnügen in Bildern und Worten, das von viel Sinnlichkeit und einem reizvollen altmodischen Charme lebt.

# David Hamilton: Erotische Geschichten (aus dem Englischen von Egbert Baqué); 2 Bände im Schuber, 96 und 208 Seiten, 88 Abb.; Knesebeck Verlag, München;

€ 39,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)