KARIN SLAUGHTER: „GOTTLOS"

Einmal mehr stellt die US-Erfolgsautorin Karin Slaughter ihr Ermittlerpaar, den Kriminalisten Jeffrey Tolliver und seine Ex-Frau, die Gerichtsmedizinerin Sara Linton, vor eine schwierige Aufgabe, die zu einem kaum zu bewältigenden Wettlauf mit der Zeit gerät. Die Beiden stolpern geradezu über einen besonders grausamen Mord, als sie eine vergrabene Holzkiste finden, in der eine junge Frau unter unsäglichen Qualen gestorben ist.

„Gottlos" heißt der neue Thriller, in dem ein offenbar wahnsinniger Mörder Teenager lebendig begräbt. Die Recherchen gestalten sich außerordentlich kompliziert, denn die Ermittler stoßen dabei auf eine fundamentalistische Sekte mit dunklen Geheimnissen. Es stellt sich heraus, dass die Tote schwanger war, jedoch in ihrem Holzgefängnis nicht erstickt ist, vielmehr hat ihr jemand Zyankali beigebracht. War die Tötung also etwa eine Art Bestrafung für sündiges Benehmen?

Doch dann verschwindet ein zweites Mädchen und es beginnt ein mörderischer Wettlauf mit der Zeit. Trotz der nervenaufreibenden Bemühungen, die immer wieder an Grenzen stoßen, lebt dieser Thriller nicht vorrangig von den teils harten Geschehnissen sondern von den vielfältig gebrochenen Charakteren und ihrem geballten Aufeinandertreffen, denn Taten und Motive gehen ebenso in psychologische Abgründe wie die eigenen zwischenmenschlichen Probleme von Tolliver und Linton, aber auch die der Polizistin Lena Adams.

Selten agiert eine solch komplexe Ermittlerin in einem Krimi, denn diese junge Frau erlebt zuhause eben das, was in diesem kriminellen Geflecht offenbar eine entscheidende Rolle spielt: einen gewalttätigen Partner und einen schweren Mangel an Selbstwertgefühl. Und gerade sie begegnet der jungen Terri mit dem gleichen privaten Hintergrund erst in einer Abtreibungsklinik und dann als möglicher Mitwisserin grausiger Taten.

Fazit: dieser Roman fesselt auf parallelen Ebenen, wenn einerseits die Verbrechen kaum aufklärbar erscheinen und sich andererseits sowohl beim Ermittlerpaar wie bei Assistentin Adams private menschliche Dramen abspielen. Das ist gekonnt geschrieben, für zart besaitete Gemüter jedoch nicht zu empfehlen.

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Kennziffer: BEL 492 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de