TIM PARKS: „DAS GELD DER MEDICI"

Die Medicis waren eine der berühmtesten Familien Italiens mit legendären Vertretern des Geldes und der Macht, stets begleitet von Aufstiegen, Intrigen, Katastrophgen und politischen Verstrickungen. Die Literatur darüber ist vielfältig, wenn sich nun jedoch der seit Jahren in Italien lebenden englische Erfolgsautor Tim Parks der Medicis annimmt, widmet er sich weniger der Familiengeschichte als der schwer zu durchschauenden Entstehungsgeschichte des sagenhaften Reichtums, der für den weiteren Aufstieg die Grundlage bildete.

Das Geld der Medici" lautet der Titel und Parks beschreibt darin nach intensiven Recherchen und dennoch weniger wissenschaftlich durchdekliniert als vielmehr lebendig bis geradezu salopp, wie sich der märchenhafte Aufstieg des 1397 gegründeten Bankhauses vollzog, der bereits 1494 seinen frühen Niedergang erlebte. Er verdeutlicht, wie unsicher das noch in den Kinderschuhen steckende Bankwesen sich gestaltete. Die doppelte Buchführung war noch eine Neuheit und als man Filialen in ganz Italien und ab 1446 sogar in Avignon und London unterhielt, war allein schon der Transport von Goldmünzen dorthin ein stetes Wagnis.

Die cleveren Florentiner konnten nicht auf die Stabilität der Verhältnisse vertrauen, häuften jedoch andererseits bei ihren Geschäften mit der Kirche besonders große Vermögen an. Über die Hälfte der Profite entsprang schließlich aus päpstlichem Geldbedarf, wobei das Pikante war, dass die Kirche den Geldverleih gegen Zinsen eigentlich als sündhaft verurteilte. Die Gelder der Medicis flossen auch in diverse Kriegshändel, andererseits wären viele der großartigsten Kulturdenkmäler der Renaissance wohl kaum ohne sie entstanden.

Der Autor stellt auch die herausragenden Persönlichkeiten der Bankgeschichte vor, allen voran Lorenzo, den Prächtigen, aber auch jene Familienoberhäupter, die für den Niedergang und Zerfall des Bankkonzerns verantwortlich waren. Dabei macht diese unterhaltsame Wirtschaftsgeschichte gleichwohl deutlich, wie der Aufstieg der Medicis in diesem Jahrhundert den Grundstock für die späteren machtpolitischen Erfolge legte, zu denen immerhin drei Päpste und zwei französischen Königinnen gehörten. Mag dieses Buch für den ein oder anderen Wissenschaftler vielleicht wegen der kurzweilig kompakten Darstellung ein Ärgernis sein, für den interessierten Laien kann man reale Geschichte kaum plastischer und spannender darbieten.

 

# Tim Parks: Das Geld der Medici (aus dem Englischen von Susanne Höbel), 272 Seiten; Antje Kunstmann Verlag, München; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: SB 203 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de