JANN S. WENNER: „ROLLING STONE – 1000 COVER"

1967 gründeten Jann S. Wenner und Ralph Gleason das inzwischen wohl einflussreichste Rockmusikmagazin „Rolling Stone". Zunächst vorrangig der Hippiekultur gewidmet, zierte John Lennons Bild aus dessen Anti-Kriegsfilm „How I won the War" die erste Ausgabe, die noch in Zeitungsmanier erschien. Schon bald jedoch erkannten die Blattmacher die immense Bedeutung des Covers und begannen, auch damit Geschichte zu schreiben.

Noch vorm 40. Jahr des Erscheinens gab es am 18. Mai 2006 Cover Nummer 1000 zu feiern und passend zu beiden Jubiläen liegt nun der Prachtband „Rolling Stone – 1000 Cover" vor. Und die Richtigkeit des Untertitels „Die Geschichte der einflussreichsten Zeitschrift der Popkultur" belegt Jann S. Wenner mit seinem großen Vorwort zur Vita des nach wie vor höchst lebendigen Blattes, das auflagenstark und weltweit in elf internationalen Ausgaben erscheint und immer noch „unerschütterlich individualistisch" ist.

Die Cover waren mal kontrovers, mal auch schockierend, vor allem aber gern revolutionär wie im November 1968, als eines John und Yoko Lennon nackt zeigte. Diesen Beiden war es 1980 aus traurigem Anlass auch beschieden, das wohl beeindruckendste aller Cover zu zieren, auf dem sich der nackte John in Fötus-Haltung an Yoko schmiegt – aufgenommen am Morgen seines Todestages! An der Kamera war Annie Leibovitz, die es mit ihren innovativen Coverfotos in zehn Jahren als Chef-Fotografin des „Rolling Stone" zu Weltruhm brachte. Doch auch sonst hatte man mit Größen wie Richard Avedon, Herb Ritts oder Mark Seliger prägende Fotokünstler, die schon aus einem einfachen Grunde stets für aufregende Cover sorgten: diese waren immer unvorhersagbar.

Viele der Cover wurden zu Ikonen der Rockgeschichte und das auch, als das Magazin politische Themen aufnahm. Cover Nummer 1 offenbarte sich dabei als Vorahnung der Definition des Rolling Stone mit seiner respektlos durchgesetzten Programmmischung aus Musik, Film und Politik, deren Einfluss schon seit den Anfängen weit über die Welt der Musikfans hinausging. Manche Gesichter zierten die Cover besonders oft wie Dylan, Lennon, Madonna oder Rekordhalter Mick Jagger. Schließlich ist er der Chef der Rolling Stones und bei der Wahl des besten Popsongs aller Zeiten erwies sich der Magazintitel ebenfalls als stimmig: gewählt wurde von den Lesern Dylans „Like a Rolling Stone"!

Ob Bette Midler auf Rosen gebettet, Janet Jackson mit männlichem Büstenhalter, die großen Verstorbenen wie Elvis oder aber die Bush-Karikatur mit Narrenhut auf Nummer 999 – manche Cover sorgten für Furore und Rekordverkäufe und blieben unvergessen. Um so spannender lesen sich die vielen hier aufgeführten Anekdoten und Hintergrundgeschichten dieses Bandes, der ein großartiges Stück Kultur- und Zeitgeschichte darstellt und für Musikinteressierte ohnehin ein Muss ist. Da sollte selbst die starke US-Ausrichtung nicht stören, zumal bei den Musikgrößen die Briten stark dagegenhalten und mit Nastassia Kinski und Claudia Schiffer sogar zwei deutsche Stars vertreten sind.

 

# Jann S. Wenner: Rolling Stone – 1000 Cover. Die Geschichte der einflussreichsten Zeitschrift der Popkultur (aus dem Amerikanischen von Thorsten Wortmann und Madeleine Lampe); 567 Seiten, ca 1000 Abb., Großformat; Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin; € 49,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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