REGINALD HILL: „WELCH LANGEN WEG DIE TOTEN GEHEN"

Es bedarf schon eines Meisters wie Reginald Hill, um aus der berühmten Konstellation eines Mordes in einem verschlossenen Raum einen ebenso fesselnden wie schlüssigen großen Kriminalroman zu komponieren. Der auf makabre Weise arrangierte Freitod von Pal Maciver, mit dem dieser exakt den seines Vaters vor zehn Jahren kopiert, führt in einen hochkomplizierten Fall mit vielen Überraschungen.

Doch „Welch langen Weg die Toten gehen", so der Titel von Hills 21. Fortsetzung seiner längst Kult gewordenen Reihe mit Superintendent Dalziel und Chief-Inspektor Pascoe bietet noch eine Spezialität. Pascoes Chef hat schon beim Ableben von Vater Maciver keinen Zweifel an einem Selbstmord zugelassen, jetzt aber beharrt er nicht nur auf der Theorie von der Nachahmung, er pflegt auch noch ungewöhnlich enge freundschaftliche Beziehungen zu Kay, der attraktiven Witwe des Firmeninhabers und Stiefmutter des jetzt Verblichenen.

Diese wohlhabenden Macivers sind jedoch eine viel zu illustre Familie, als dass der zähe Pascoe sich mit der so verlockend einfachen Falllösung zufriedengeben würde. Wieso hat Witwe Kay einen so üblen Ruf und wieso hassen Pals Schwester Cressida wie auch seine Witwe Sue-Lynn sie ebenso so sehr, wie Pal es bis zuletzt getan hat? Dalziel behindert Pascoes Aufklärungsversuche, wo er nur kann, doch Pascoe ermittelt hinter seinem Rücken hartnäckig weiter, so sehr er dieses nicht ganz neue Spiel auch hasst.

Natürlich soll die Auflösung hier nicht verraten werden, doch der Leser sollte die scheinbar seltsam unpassende Eingangsszene fern des Tatortes nicht ganz aus den Augen verlieren, denn sie hat durchaus ihre Bedeutung. Im Übrigen spielt bei der realistischen Szenerie der politische Hintergrund der Ereignisse vom 11. September 2001 eine nicht geringe Rolle. Zur Spitzenqualität auch dieses Romanes um die beiden markanten Ermittler trägt außerdem dieser stete Wechsel der Sprache von drastischer Sachlichkeit, herb-trockenem britischem Humor und durchaus poetischen Momenten bei.

Und wie stets bei diesem Erfolgsautor bevölkern auch diesen Fall selbst in Nebenrollen mehr knorrige, eigenständige Charaktere, als andere Romanciers in ganzen Romanen aufzubieten haben. Somit bietet Reginald Hill erneut spannendes Lesevergnügen auf hohem Niveau und das nicht nur für Krimifreunde.

 

# Reginald Hill: Welch langen Weg die Toten gehen (aus dem Englischen von Karl-Heinz Ebnet); 556 Seiten; Droemer Verlag, München; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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