TILL HOFMANN (Hrsg.): „VERLÄNGERT!"

Sie begannen zunächst als „die Namenlosen", als „Münchner Lach- und Schießgesellschaft" aber setzten sie in Nachkriegsdeutschland die Maßstäbe für das politische Kabarett und konnten trotz wechselvoller Geschichte bis heute ihre Bedeutung aufrecht erhalten. Am 12. Dezember 1956 hatten sie Premiere mit dem Programm „Denn sie müssen nicht, was sie tun" und zum 50-jährigen Bestehen hat Till Hofmann, Geschäftsführer der LSG, ein großes Erinnerungsbuch herausgegeben.

Verlängert!" heißt der Titel, denn es geht ja weiter mit dem, was das Gründungsensemble mit Ursula Herking, Hans Jürgen Diedrich, Klaus Havenstein und Dieter Hildebrandt unter der Regie von Sammy Drechsel Ende 1956 in der Ursulastraße 9 in München gestartet hatte. Hildebrandt und Drechsel waren die Initiatoren gewesen und dem kleinen Etablissement, liebevoll „der Laden" genannt, blieben sie treu, obwohl es nur 130 Plätze bot und man oft genug auf Tourneen viel größere Säle zu füllen vermochte.

Kabarett als kritische Unterhaltung wollten sie bieten und sie galten nicht nur als eine Art Fieberthermometer des deutschen Volkes, durch ihre Fernsehauftritte machten sie das politische Kabarett quasi hoffähig für ein breites, millionenfaches Publikum, das über den Bildschirm vielfach überhaupt erst Satire kennenlernte. Und das Volk schätzte es, wie die fabelhaften Einschaltquoten zeigen, die gleich für den ersten TV-Auftritt am 14. Dezember 1959 mit „Der Widerspenstigen Lähmung" 60,2 Prozent Sehbeteiligung auswiesen. Selbst auf Langspielplatten erschienen dann ihre weiteren Programme.

Durch den Journalisten und Kabarettkenner Matthias Kuhn wurden die vielen Höhepunkte der LSG nun aufbereitet und da kommt auch Dieter Hidlebrandt als strahlendster Kopf der 50 Jahre ausgiebig zu Wort. Aber natürlich gab es auch Tiefen wie die ensemble-lose Zeit von 1972 bis 1976 oder jenes Versagen ausgerechnet beim gesellschaftlichen Umbruch Mitte der 60er Jahre. Im 13. Programm widmete sich das Star-Ensemble damals zwar dem Thema „Die Pharisäer proben den Notstand", den sich tatsächlich anbahnenden Wandel, der in die 68er-Zeit und zum politischen Wechsel führte, verschliefen sie jedoch zunächst irgendwie. Um so besser gelang dagegen in den 80er Jahren der Generationswechsel mit solch klingenden Namen wie Bruno Jonas, Jochen Busse und Henning Venske.

Dieses Buch lässt die 50 Jahre noch einmal ebenso lebendig werden, wie es die wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Situationen in Erinnerung bringt. Als spannendes Stück Zeitgeschichte wird es abgerundet durch etliche Originaltexte sowie Szenenfotos, Plakate, Rezensionen und die Karikaturen des „Hauszeichners" Dieter Hanitzsch.

 

# Till Hofmann (Hrsg.): Verlängert! 50 Jahre Lach- und Schießgesellschaft; 288 Seiten, div. Abb.; Karl Blessing Verlag, München; € 24,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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