ANTONY BEEVOR: "DER SPANISCHE BÜRGERKRIEG"

Im Juli vor 70 Jahren brach der Spanische Bürgerkrieg aus, der in seiner allumfassenden gnadenlosen Grausamkeit wie auch im mitwütenden Widerstreit der Ideologien ein düsterer Vorbote des Zweiten Weltkriegs war. Fast wäre der Putsch der nationalistisch-ultrakonservativen Rechten unter Franco schon im Keim erstickt worden, weil die Seeleute regierungstreu blieben und die Überfahrt der Afrika-Armee verhinderten, die erste Luftbrücke der Geschichte durchbrach jedoch die Blockade. Das Ende des barbarischen Ringens im März 1939 dagegen hatte etwas geradezu Zynisches, denn es wurde durch einen antikommunistischen Putsch herbeigeführt.

Bereits 1982 verfasste der britische Militärhistoriker Antony Beevor eine Chronik dieses Ringens. Nun jedoch legt er eine große überarbeitete Neufassung vor, für die er auch umfangreiches, erst jetzt zugängliches Archivmaterial aus Spanien, Deutschland und vor allem aus Russland verwerten konnte. "Der Spanische Bürgerkrieg" heißt das Werk, das seine besonderen Vorzüge gerade in seiner nüchternen Sachlichkeit hat, mit der der Autor die verworrene gesamtpolitische Ausgangslage und Entwicklung wie auch die innerspanischen Ursachen des Krieges und seines militärischen Verlaufs darlegt.

Die demokratisch gewählte Volksfrontregierung hatte ihre gravierenden Schwächen in der Zersplitterung in liberale und sozialdemokratische Kräfte wie auch in Anarcho- und stalinistische Kommunisten. Dem standen die Großgrundbesitzer, der Adel, die katholische Kirche und die Monarchisten unversöhnlich gegenüber. Beevor zeigt jedoch auf, dass der noch heute gepflegte Mythos der "jungfräulichen Demokratie", die durch die finsteren Faschisten gemeuchelt wurde, objektiv nicht haltbar ist. Schon in den ersten Tages des Bürgerkrieges erfolgten z.B. große Massaker der Linken gegen den Klassenfeind und den Klerus. Da bessert den Ruf auch nicht der statitische Beweis auf, dass die Nationalisten bei ihren Massenmorden um ein Vielfaches "erfolgreicher" waren.

Die Fakten belegen auch, warum die Republikaner durch mangelnde Kompetenz und Ausrüstung militärisch unterliegen mussten, wobei die Unterstützung Stalins in personeller Hinsicht sogar zu verheerenden internen Entzweiungen führte. Zugleich erhielten die Putschisten massive materielle und personelle Hilfe von Mussolini und Hitler, die nicht nur den geistesverwandten Franco damit förderten, sondern ein exzellentes Übungsfeld für die Dinge nutzen konnten, die sie selbst ab 1939 vom Zaune brachen. Als da die Bombardierung Guernicas im April 1937 durch die "Legion Concor" die Stimmung in der freien Welt zugunsten der Republik drehte, war es längst zu spät.

Beevor verdeutlicht zudem, warum die Republikaner angesichts ihrer internen Selbstzerfleischung den westlichen Demokratien zu Unrecht Verrat wegen derer mangelnden Hilfe vorwarfen. Zugleich fügt er neuere erhellende Fakten über Moskaus Rolle bei, die die in Spanien bis heute nicht verstummten Kontroversen zum Bürgerkrieg erneut anheizen dürften. Spätestens mit dieser Neufassung kann das Buch als ein Standardwerk zum Spanischen Bürgerkrieg gelten. Seine sachliche Unparteilichkeit sowie der fesselnde Schreibtstil machen es gerade auch für interessierte Laien zu einem gut verständlichen Einstieg in das komplexe Thema.

 

# Antony Beevor: Der Spanische Bürgerkrieg (aus dem Englischen von Michael Bayer, Helmut Ettinger, Hans Freundl, Norbert Juraschitz, Renate Weitbrecht); 655 Seiten, div. Abb.; C. Bertelsmann, München; € 26

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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