BODO MORSHÄUSER: "BEUTE MACHEN"

Fernsehmitarbeiter Bruno Vegas hat ein berauschendes Liebesglück mit der schönen Berufskollegin Antonia erlebt. Und da Liebe blind macht, wollte er nicht wahrhaben, dass Antonia nicht die ist, für die er sie hält. So zerbricht die Beziehung, sobald sie beginnen, miteinander zu reden. Nun fährt Ich-Erzähler Bruno ein Jahr später erneut in die Stadt, zu der er monatelang zu Antonia gependelt ist, um aus ihrer Geschichte den Roman einer geglückten Trennung zu schreiben.

Autor Bodo Morshäuser aber macht aus der sehr heutigen Liebesgeschichte unter dem Titel "Beute machen" einen kleinen bösen Roman über die Gegenwart. Unbehagen klingt durch, wenn Bruno mit galligen Worten über die Firma spricht, als die er die Fernsehfarbik bezeichnet, die am Fließband herstellt, was das Publikum sehen wollen soll. Er ist ja schon drei Jahre dabei, gut bezahlt, aber von Illusionen geheilt, erkennt er, dass alles auf dieses Beutemachen hinausläuft, in Geld ebenso wie in Gefühlen wie auch der Job und die Restzeit des Tages fast nahtlos ineinander übergehen.

So kritisch Bruno auch mit dem alltäglichen Flachsinn des Medienbetriebes umgeht, um so mühsamer nur will er einsehen, dass Antonia emotionslos und ehrgeizig im Trend des allgemeinen Beutemachens mitläuft. Bruno leidet noch immer am Trennungskummer, viel mehr jedoch leidet er an der Gegenwart mit ihrer kalten Aggressivität und Gefühlsarmut.

"Beute machen" ist nur scheinbar ein Liebesroman, vielmehr jedoch eine präzise, virtuos geschriebene Abrechnung mit der Zeit, in der wir leben. Und in der eine Antonia die angemessene Philosophie dazu ausspricht, wenn sie sagt: "Wenn ich schweige, lüge ich nicht."

 

# Bodo Morshäuser: Beute machen; 195 Seiten; Suhrkamp Verlag, Frankfurt; € 19,80

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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