SENTA BERGER: "ICH HABE JA GEWUSST, DASS ICH..."

Sie hat die 60 deutlich überschritten und ist dennoch populärer als je zuvor, die in Wien gebürtige Schauspielerin Senta Berger. Seit gut 20 Jahren unverzichtbar in vielen Fernsehrollen, da vergisst man fast, dass sie nach zahlreichen deutschen Kinofilmen in den 60er Jahren ein internationaler Star wurde, der jahrelang in Hollywood und später in Italien Erfolge feierte und mit Größen wie Charlton Heston, Yul Brynner und Kirk Douglas vor der Kamera stand.

Nun legt die ebenso attraktive wie charmante und kluge Schauspielerin ein Erinnerungsbuch vor mit dem augenzwinkernden Titel "Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen kann". Ungekünstelt wie man sie kennt, sonnt sie sich nicht in eitlen Memoiren voller Triumphe, vielmehr erzählt sie temperamentvoll aber auch mit einer angenehmen Mischung aus Sensibilität und Nüchternheit zunächst von ihren Kindheits- und Jugendjahren als behütetes Kind in anfnags recht ärmlichen Verhältnissen.

Um so spannender folgen die Erinnerungen an die erste winzige Filmrolle mit 16 und den Aufstieg in den 60er Jahren. Diese abenteuerliche Zeit, teils mit fast vergessenen Größen, teils mit Zeitgenossen, die selbst erst noch etwas werden sollten. Vor allem aber sind es aufregende Blicke in und hinter die Kulissen der Filmwelt, die sie eröffnet. Und dabei durchaus auch Negatives nicht ausspart wie die männlichen Stars und Produzenten, die sich in ihrer Eitelkeit Ausfälle erlauben bis hin zur Beinahe-Vergewaltigung durch den blasierten O.W. Fischer.

Selbstbewusst nennt Senta Berger Namen und spricht aus, was ihr missfiel. Zugleich verbirgt sie nicht ihre persönliche Meinung oder gar ihr persönliches Glück in der langjährigen Ehe mit Michael Verhoeven. Sie berichtet von ihren teils großen internationalen Filmen, dramatisiert ihre meist eher zweitrangigen Rollen darin jedoch nicht. Um so glaubwürdiger wirkt deshalb ihr Stolz auf die acht Jahre in der Rolle der Buhlschaft im "Jedermann". Eine Rolle, die nur bekommt, wer auf der Theaterbühne als Charakterdarsteller zu überzeugen weiß. Sie hat dort überzeugt, wie sie dies nun auch mit ihrem ersten Buch tut.

Als Erzählerin ist Senta Berger eine echte Entdeckung und wenn sie ihre Erinnerungen an die Karriere mit den 80er Jahren und den Salzburger Festspielen enden lässt, darf man vielleicht auf eine Fortsetzung hoffen.

 

# Senta Berger: Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen kann; 336 Seiten, div. Abb.; Kiepenheuer & Witsch, Köln; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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