JOHN SACK: "IM ZEICHEN DER SERAPHIM"

Als der Heilige Franz von Assisi 1230 gestorben war, kam es bei seinem Begräbnis zu einem mysteriösen Zwischenfall: einige seiner Ordensbrüder raubten den Leichnam und bestatteten ihn an einem geheimen Ort, angeblich um ein Geheimnis zu bewahren. Auf dubiose Weise erhält 40 Jahre später der Einsiedler Fra Conrad einen seltsamen Brief von Leo, dem soeben verstorbenen engsten Vertrauten des Heiligen mit einem rätselhaften Auftrag für den jungen Eremiten.

Die Botschaft lautet, Conrad möge die Wahrheit hinter den Legenden suchen. Der Mönch macht sich auf den Weg, der weitaus gefahrvoller ist, als er auch nur ahnt. Was aber gilt es zu erforschen oder gar zu enthüllen? Das ist das zentrale Thema von John Sacks Historienroman "Im Zeichen der Seraphim", der zwar eine Franziskus-Verschwörung thematisiert, jedoch im Gegensatz zu aktuellen Religionsthrillern wie denen eines Dan Brown nicht reißerisch ist. Dafür allerdings spielt er in der Originalzeit im späten 13. Jahrhundert und die meisten Protagonisten sind wie auch Fra Conrad historisch verbürgte Persönlichkeiten.

Auf subtile Weise ist auch dieser Kirchenkrimi spannend und voller Abenteuer, denn Conrads Suche wird nur von der Adligen Donna Giacoma und der Novizin Amata unterstützt, ansonsten stößt seine Neugierde auf harten Widerstand und er landet sogar für Jahre im Kerker und entgeht mehrfach nur knapp dem Tod. Was aber soll verborgen bleiben vom Mythos des Franziskus, dem ersten Menschen, der mit den Wundmalen des Herrn gezeichnet war und sich ungeheuerer Verehrung erfreute?

Wesentlich geprägt ist die Zeit der Suche von der Auseinandersetzung zwischen den asketischen Franziskanermönchen und den eher weltlichen Dominikanermönchen und dieser Richtungsstreit zwischen den Spiritualen und den Konventualen tobte rabiater und unbarmherziger, als man es von Kirchenmännern erwarten mag. So muss Conrad einen langen dornigen Weg gehen, bis er eine Wahrheit entdeckt, derer er nicht froh sein kann.

John Sack überzeugt in seinem Werk vor allem durch exzellent recherchiertes Faktenwissen und die ausgesprochen plastisch ausgestalteten Charaktere, die er vor realem Hintergrund mit viel Zeit- und Lokalkolorit agieren lässt. Für Liebhaber authentischer Historienromane ein Genuss und so viel sei hier verraten: die Überreste des Heiligen Franziskus wurden tatsächlich unter der Basilika San Francesco gefunden – von Arbeitern bei Grabungen im Jahre 1818.

 

# John Sack: Im Zeichen der Seraphim (aus dem Amerikanischen von Hans Freundl u.a.); 574 Seiten; Droemer Verlag, München; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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