REBECCA GABLÉ: "DIE HÜTER DER ROSE"

Mit "Das Lächeln der Fortuna" legte Rebecca Gablé 1997 einen hinreißenden Historienroman über die Zeit des frühen Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich vor, in dem der fiktive Robin of Waringham die Hauptfigur vor realem Hintergrund spielte. Nun hat die Erfolgsautorin eine Fortsetzung dazu verfasst, in deren Mittelpunkt Robins jüngster Sohn John steht, der sich 13-jährig einer Klosterkarriere durch Flucht entzieht, um Ritter zu werden.

"Die Hüter der Rose" ist ein packendes Historienepos, das mitten in die Hochzeit des endlosen blutigen Ringens in Frankreich führt. Schon bald wird John Knappe und Ritter und erlebt die Schlacht von Agincourt, in der der geniale König Henry V. im Oktober 1415 einen grandiosen Sieg gegen überlegene Kräfte erringt. Doch John erlebt auch die besonders grausame Seite des Krieges, als der König aus taktischen Gründen die gefangenen französischen Ritter abschlachten lässt. Er selbst wird bald darauf zur Geisel und erleidet Foltern, bevor sein Gönner, der ebenso mächtige wie charismatische Bischof Beaufort ihn freikaufen kann.

Wieder daheim begeht John den Frevel, einem Edelmann die junge Juliana auszuspannen. Doch er hat das Glück, dass sie die Bastardtochter von Bischof Beaufort ist und schließlich gelingt ihm sogar bei Hofe der Aufstieg bis zum Befehlshaber der königlichen Leibwache. Johns Liebes- und Familienglück ist gleichwohl von begrenzter Dauer, denn der Krieg zieht sich weiter hin. Als dann 1422 der König überraschend an der Ruhr stirbt, entsteht ein folgenschweres Machtvakuum, da Thronfolger Henry VI. noch ein Säugling ist.

Wild wogt das Geschehen hin und her und die Engländer erleben fassungslos, wie das Bauernmädchen Jeanne d'Arc ihnen böse Niederlagen beibringt. Der Prozess gegen die schließlich gefangene Volksheldin gehört zu den Höhepunkten des insgesamt über 30 Kriegsjahre reichenden Romans, der dank souveräner Dialoge und Charakterzeichnungen, aber auch dank des exzellent recherchierten Zeit- und Lokalkolorits bis zur letzten Zeile eine unerhörte Sogwirkung ausübt.

Einmal mehr überzeugt die Autorin mit einer ebenso intelligenten und seriösen wie sinnenfrohen Verknüpfung spannender Fiktion mit authentischem historischen Geschehen. Da freut man sich auf die Vollendung der Trilogie, in der wohl das Ende des Hundertjährigen Krieges aber auch das Ausbrechen des innerenglischen Adelskrieges der Rosen zu erwarten ist.

 

# John La Galite: Zacharias (aus dem Französischen von Cornelia Hasting); 202 Seiten; Europa Verlag, Hamburg; € 17,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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