GERHARD STEINER (Hrsg.): "TILL EULENSPIEGEL"

Nun gibt es das große Volksbuch des Till Eulenspiegel wieder und das gewissermaßen in seinem ureigensten Stall, dem Eulenspiegel-Verlag. "Ein kurzweiliges Lesen von Till Eulenspiegel" hat Herausgeber Gerhard Steiner es überschrieben und Werner Klemke hat den großen Band kongenial illustriert.

104 Kapitel von seiner mutmaßlichen Geburt bei Braunschweig bis zu seinem Begräbnis im Jahre 1350 ist alles aufgeführt, was es an überlieferten Geschichten von Eulenspiegel gibt. Zugrunde liegt im wesentlichen die ursprüngliche Sammlung des Buchdruckers Johannes Grieninger von 1514, die seinerzeit 94 Kapitel umfasste. Entgegen den oft verharmlosenden neuzeitlichen Überlieferungen ist die Sprache hier deutlich deftiger und auch manche seiner Streiche waren so derbe kaum bekannt.

In dieser unverfälschten Fassung nach Originalquellen erscheint der Till schon früh als ein arger Schelm mit einer Sprache so handfest fast wie bei Luthern. Doch der überaus gewitzte Landfahrer war mehr als nur ein Possenreißer, denn immer wieder überführt er Verqueres und Verlogenes durch schlichtes Wörtlichnehmen und Spiegelvorhalten. Anders als die höfischen Spaßmacher erweist sich dieser Till als ein echter Volksnarr, der den gerissenen Kaufleuten, gefräßigen Pfaffen und missgünstigen Gastwirten mit der Wahrheit oder der Übertreibung Streiche spielt.

So offenbart sich diese Sammlung seiner Erlebnisse als ein urdeutsches Volksbuch, das obendrein einen erstaunlichen Sprachreichtum zeigt. Ein Glossar und die Erläuterungen des renommierten Germanisten Gerhard Steiner sind eine zusätzliche Hilfe beim wahren Lesevergnügen über eine der berühmtesten und vielleicht auch typischsten Gestalten deutscher Herkunft.

 

# Gerhard Steiner (Hrsg.): Ein kurzweilig Lesen von Till Eulenspiegel; 192 Seiten, ill.; Eulenspiegel-Verlag, Berlin; € 12,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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