CHRISTIAN von DITFURTH: "DAS LUXEMBURG-KOMPLOTT"

Erneut hat sich der Historiker Christian von Ditfurth im Stile des Was-wäre-wenn einem Datum gewidmet, das bei anderem Ausgang der deutschen Geschichte womöglich eine andere Richtung gegeben hätte. "Das Luxemburg-Komplott" ist der Politthriller betitelt und um das Wirken der charismatischen Kommunistenführerin geht es.

Was wäre gewesen, wenn Rosa Luxemburg (1870-1919) an jenem 15. Januar 1919 nicht ermordet sondern aus den Fängen jenes Hauptmann Pabst und seiner Freikorpstruppe befreit worden wäre? Sie führt die Revolution zum Sieg und innerhalb weniger Wochen ziehen die siegreichen Kämpfer von USP und KPD in den Reichstag ein, aus dem die reguläre Regierung samt Reichspräsident Ebert nach Weimar entflohen ist. Eine Räterepublik wird ausgerufen und eine fanatische aber auch widersprüchliche Revoluzzerhorde übernimmt als Volkskommissare das Regiment.

An der Seite von Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und anderen – historischen – Persönlichkeiten vor realem Hintergrund kämpft in wichtiger Funktion aber auch die Kunstfigur Sebastian Zacharias. Der 30-Jährige ist in russischer Kriegsgefangenschaft zum Kommunisten und dann zum Mitglied der Tscheka geworden, jener berüchtigten Terrororganisation Lenins, die Gegner und Abweichler zu Hunderttausenden ermorden ließ. Lenin will eine Marionettenregierung nach bolschewistischem Muster in Deutschland installieren, ganz im Gegensatz zur Gerechtigkeitsfanatikerin Luxemburg. Zacharias wird nach Berlin entsandt, um über die wortgewaltige Revolutionärin zu wachen, sie zu beschützen und über ihre Vorhaben nach Moskau zu berichten.

In Berlin und im Reich brechen sich nun Anarchie und Unordnung bahn, die Menschen hungern und frieren und weder reaktionäre Freikorps noch die alten militaristischen Kräfte geben ihren Widerstand auf. Zugleich tobt der Richtungsstreit zwischen den revolutionären Gruppierungen und es wird sogar versucht, Rosa Luxemburg ganz zum Schweigen zu bringen, da sie auf bestem Wege ist, die Arbeitermassen in ihrem Sinne für sich zu gewinnen. Wie und warum die Revolution dann doch noch scheitert, soll hier nicht verraten werden, denn dem Autor gelingt dazu ein ebenso plausibler wie perfider Überraschungscoup für den Schluss.

Und bis zuletzt fesselt diese filmreife Geschichte, die ja weitgehend authentisch ist und spannende Einblicke in die aufrührerische Nachkriegszeit gibt, die in die unruhige Weimarer Republik mit ihrem schmählichen Ende führte. Wie stets bei Christian von Ditfurth ist das Zeit- und Lokalkolorit exzellent und die nüchtern zielorientierte Sprache rundet das Lesevergnügen an diesem anspruchsvollen Roman zusätzlich ab.

 

# Christian von Ditfurth: Das Luxemburg-Komplott; 381 Seiten; Droemer Verlag, München; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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