DIANA GABALDON: "EIN HAUCH VON SCHNEE UND ASCHE"

1991 begann das Phänomen der Highlander-Serie von Diana Gabaldon mit "Feuer und Stein" und allein die deutsche Gesamtauflage liegt inzwischen bei vier Millionen. Jetzt belegt Band VI der wild bewegten Abenteuer um Claire und Jamie Fraser weltweit Spitzenplätze und auch "Ein Hauch von Schnee und Asche" hat wieder deutlich über 1000 Seiten. Dabei sind diese Werke eine Mischung aus Fantasy-, Historien- und Liebesroman, doch gerade diese von der Professorin für Tiefseebiologie und Zoologie raffiniert angerührte Mischung ist offenbar das Erfolgsgeheimnis.

Es begann in Band I im Jahre 1945, dass die englische Ärztin Claire Randall während der Flitterwochen im schottischen Hochland in einen magischen Steinkreis tritt und sich unversehens als Zeitreisende im Jahre 1743 wiederfindet. Inzwischen lebt sie mit dem charismatischen schottischen Highlander Jamie Fraser samt Tochter Brianna und Enkel längst in den amerikansichen Kolonien. Man schreibt nun das Jahr 1773, es brodelt zwischen den Siedlern und ihren englisches Kolonialherren und Claire Fraser weiß natürlich, dass der Unabhängigkeitskrieg bevorsteht.

In epischer Breite und zugleich gespickt mit gefährlichen Abenteuern und Verwicklungen schaukelt sich die Spannung des Romans mit den immer dramatischeren Ereignissen hoch. Schwanken Claire und Jamie, der als Indianeragent fungiert, auch zwischen Königstreue und Unabhängigkeiststreben, so treiben ständig neue Entwicklungen auch die Beiden in immer bedrohlichere Situationen. Recht und Gesetz gelten wenig in diesen anarchischen Zeiten und Claire durchleidet bei einer rabiaten entführung Entsetzliches, gegen Ende jedoch – der Ausbruch des des offenen Kriges steht unmittelbar bevor – stehen sogar beide Eheleute wegen einer entsetzlichen Bluttat unter Mordverdacht und allein diese Passagen wären für viele Autoren Stoff genug für einen ganzen Roman.

Doch Diana Gabaldon fesselt ja nicht nur durch die stetigen und durch häufig überraschende Wendungen gesteiegerten Spannungselemente, sie schafft durch familiäre und lebensprall erotische Szenen ein Gesamtbild mit solch eindrucksvollen Charakteren, dass der Eindruck entsteht, man lese den packenden Bericht vertrauter Freunde mitten aus dem Leben. Zugleich schafft die Autorin mit ihrer Mischung aus ebenso hoch emotionaler wie verwegen nüchterner Ich-Erzählung eine Einbeziehung des Lesers ins Geschehen, die an das Erfolgsgeheimnis eines Karl May erinnert.

Auch hier stehen mit einer spektakulären Identifikationsfigur und ihren höchst beeindruckenden Partner Jamie sowie der aparten Familie Figuren im Mittelpunkt, die dauerhaft gespanntes Interesse erzeugen. Dazu ist das Alles virtuos mit exzellent recherchiertem Zeit- und Lokalkolorit geschrieben und selbst auf allerlei Einsprengsel deftigen Humors muss man nicht verzichten. Das ist nichts für Feingeister und vielleicht auch keine große Literatur, hinreißende Unterhaltung auf beachtlichem Niveau ist es allemal und das nicht nur für feminine Leser.

 

# Diana Gabaldon: Ein Hauch von Asche und Schnee (aus dem Amerikanischen von Barbara Schnell); 1302 Seiten; Blanvalet Verlag, München; € 24,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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