FRIEDERIKE BAUER: "KOFI ANNAN. EIN LEBEN"

Am 13. Dezember 1996 übernahm Kofi Annan das Amt des UN-Generalsekretärs, das der erste Amtsinhaber Trygve Lie einst als "die unmöglichst Aufgabe der Welt" bezeichnet hatte. Die FAZ-Redakteurin Friederike Bauer hat nun die weltweit erste Biographie über den charismatischen Ghanaer unter dem Titel "Kofi Annan. Ein Leben" vorgelegt.

Hervorragend recherchiert und fundiert durch die Befragung diverser Zeitzeugen zeichnet die Autorin ein Bild dieses als höchst kommunikativ geltenden Menschen, das viele unbekannte Facetten aufzeigt. Die wohlbehütetet Kindheit in Ghana, die Ausbildung in Europa und den USA, sein langer Weg in den UN bis an deren Spitze, aber auch Familiäres einschließlich der zweiten Ehe mit der schwedischen Juristin Nane Lagergren.

Zugleich gewährt das Buch spannende Einblicke in die Struktur dieser wichtigsten internationalen Organisation der Welt, deren Chef gleichwohl erstaunlich wenig direkte Macht besitzt und auch weniger Einfluss nehmen kann als allgemein vermutet. Andererseits wird offensichtlich, wie der Sohn eines afrikanischen Stammesfürsten Ansehen und Effizienz der UNO wie keiner seiner Vorgänger zu verbessern wusste, indem er vor allem auf präventives Handeln sowie Frühwarnsysteme und viel Informationsaustausch setzte. Seine Erfolge wurden im Dezember 2001 mit dem Friedensnobelpreis für ihn und die UNO selbst belohnt.

Um so tragischer muss es da wirken, dass dieser Generalsekretär, dessen Inthronisierung insbesondere von den USA betrieben wurde, gerade durch deren Politik im Irak in die Krise gestürzt wurde. Gegen Annans erklärten Willen angezettelt, führten die USA diesen Krieg unter klarer Verletzung des Völkerrechts und er musste quasi ohnmächtig zusehen. Obendrein wurde ein Skandal beim Irak-Programm "Öl für Lebensmittel" aufgedeckt, in den ausgerechnet Annans Sohn Kojo verwickelt ist.

Hier werden Kofi Annans Stärken, das ausgeprägte Harmoniebedürfnis und sein Unvermägen zur Härte gegenüber anderen Menschen zu Achillesfersen, die seine Gegner gnadenlos ausnutzen. Die Biographin, die mehrfach auch persönlich mit dem in privaten Dingen eher verschlossenen Generalsekretär gesprochen hat, steht hier vor einem natürlich Dilemma: die Amtszeit Annans läuft noch bis Dezember 2006 und weder das Ende der Irak-Krise noch das des Skandals sind abzusehen.