ELLEN ALPSTEN: "DIE LILIEN VON FRANKREICH"

Wie schon bei ihrem Debüt "Die Zarin" widmet sich Allen Alpsten auch in ihrem neuen Roman "Die Lilien von Frankreich" authentischen historischen Ereignissen. Diesmal ist es jene Zeit um 1429, als Frankreich vom Hundertjährigen Krieg mit den Engländern darniederliegt, weil König Karl VI. in geistiger Umnachtung dahinsiecht und niemand in der Lage scheint, das zerrissene Land zu einen.

Die Autorin greift zu einer spannenden dramaturgischen Variante, indem sie das gesamte Geschehen bis hin zum legendären Auftreten der Johanna von Orléans aus der Sicht zweier starker Frauen schildert, die in mitentscheidender Weise die Fäden zogen. Im Widerstreit liegen dabei die Königin Isabeau von Bayern - die historisch überlieferte 'reine madite' - die sich von Leidenschaften und Eitelkeiten leiten lässt, und die kühl berechnende Herzogin Yolanda d'Anjou. Dieser gelingt es schließlich, den Dauphin, Isabeaus Sohn, in ihre Gewalt zu bringen und nach finsteren Intrigen und blutigen Kämpfen im belagerten Reims zum neuen König Karl VII. krönen zu lassen.

Es ist ein bewegtes Ringen in diesem Frankreich zwischen dem ausgehenden Mittelalter und der beginnenden Renaissance, es fließt viel Blut, es wird geliebt und gehasst und Gewalt ist allenthalben wie selbstverständlich. Ellen Alpsten fesselt mit souveräner Sprachgewalt und diesem sinnlichen Hauch jener vielgeliebten "Angelique"-Romane Anne Golons, nur dass sie dabei viel gewagter schreibt. Zugleich versteht sie dank hervorragender Recherchen einen authentisch wirkenden Kosmos vor realem Hintergrund zu schaffen, der durch den gewissermaßen doppelt weiblichen Blick ihrer Protagonistinnen seinen besonderen Reiz erhält.

 

# Ellen Alpsten: Die Lilien von Frankreich; 355 Seiten; Eichborn Verlag, Frankfurt; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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