VEIT HEINICHEN: "DER TOD WIRFT LANGE SCHATTEN"

Commissario Proteo Laurenti ist wieder im Einsatz im malerischen Triest, das jedoch nicht nur eine wilde Vergangenheit hat sondern auch eine unruhige Gegenwart als Tor zum Balkan und zum internationalen Verbrechen. Es beginnt mit der nackten Leiche eines Toten im unwegsamen Karst außerhalb der multi-ethnischen Metropole. Über ihn gerät Laurenti an die Australierin Mia, die erstens wegen einer Erbschaftsangelegenheit hier weilt und sich zweitens in einen bekannten Kleinkriminellen verliebt hat.

Allmählich eröffnen sich daraus ungeahnte Dimensionen, denn "Der Tod wirft lange Schatten". So heißt auch der Titel von Veit Heinichens viertem Triest-Krimi und es sei vorweggenommen: der in Triest lebende Österreicher wird mit jedem Roman besser und schafft Verflechtungen von atemberaubender Perfektion. Alsbald kommt die Hinterlassenschaft eines skurrilen Waffensammlers ins Visier der Polizei aber auch des umtriebigen Drakic, der ein Netzwerk von Waffen- und Drogenschmuggel aufgebaut hat. Dann ist da der kauzige Galvano, ehemals Gerichtsmediziner und Freund des Kommissars, der sich auf seine alten Tage mit einer taubstummen Russin einlässt, die von Menschenhändlern versklavt wurde, nun jedoch hochbrisantes Aktenmaterial besitzt.

Während hinter dem auch noch verschiedene Geheimdienste und ein ominöses Syndikat herjagen, tauchen nun außerdem noch vermeintliche Ritter des Malteserordens auf und Triest wird durch die pfiffigen Anschläge von "Mucca Pazza" aufgescheucht. Das ist ein militante Tierschützerorganisation, die hier in Triest als Drehscheibe internationaler Tiertransporte im heißen Sommer des Jahres 2003 Zeichen setzt. Und nicht zu vergessen, das Privatleben Laurentis, das dem an sich eher trägen Kriminalisten einigermaßen zu schaffen macht, schließlich ist es nicht leicht, eine Ehefrau und eine Geliebte gleichzeitig glücklich zu machen.

Die vielen Handlungsstränge voller Intrigen und Verbrechen und Verdachtsmomente bis in höchste Kreise sind sehr real und gegenwärtig und dabei ebenso komplex wie meisterhaft verknüpft, so dass ein veritabler internationaler Krimi entstanden ist. Mit gewohnter Sprachgewalt sorgt Heinichen in diesem intelligenten wie sinnlichen Reigen für baldige Sogwirkung und sowohl die exzellenten Dialoge wie auch der durchschimmernde schwarze Humor schaffen ein solches Lesevergnügen, dass man sich hernach bereits auf den nächsten Fall für Proteo Laurenti freut.

 

 

# Frank Heer: Flammender Grund; 191 Seiten; Hoffmann und Campe, Hamburg; € 17,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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