KARIN FOSSUM: "ALSO, VON MIR AUS"

Intelligent, sympathisch, tolerant ist Jonas und Leiter im Warenlager eines großen Warenhauses. Und der Mittdreißiger weiß: "Ich war ja sowieso immer schon etwas Besonderes gewesen." Komisch nur, dass die Frauen das offenbar bisher nicht bemerkt und angebissen haben. Bis ihm nun Lillian über den Weg läuft, die so interessant über ihre Arbeit als Bohnensortiererin erzählen kann. Klein, mollig und unsicher ist sie im Übrigen, also genau die Richtige, um von Jonas durch die Welt geführt zu werden. Und dann fasst er mutig den Entschluss, dieser so hilfsbedrüftigen Frau einen Heiratsantrag zu machen.

"Also, von mir aus", das ist ihre verblüffende Antwort, und so heißt auch der jüngste Roman der norwegischen Krimi-Autorin Karin Fossum. Doch dies ist kein Kriminalfall, das Skurrile und Abgründige allerdings, das sie so virtuos beherrscht, prägt auch diese seltsame und merkwürdig traurige Geschichte, in der die Liebe eher auf schwachen Füßen steht.

Kaum hat Lillian auf diese wenig begeisternde Weise zugestimmt, geht es abwärts. All das, wonach sich Jonas wirklich gesehnt hat, bekommt er nicht. Lillian ist antriebsschwach, schaut ihm nie in die Augen und insgeheim ahnt er, dass sie vermutlich nicht mal verliebt in ihn ist. Obwohl er sich doch für einen überaus vorzeigbaren Mann hält, begegnet sie ihm höchst indifferent und er verliert zunehmend die Kontrolle über sie. Und sie verändert sich, kauft ständig ein, nimmt ab, färbt sich die Haare, kurz: ihre Beziehung läppert dem Abgrund entgegen.

Wie geradezu folgerichtig es dann endgültig zum Scheitern kommt, soll hier nicht verraten werden. Doch auch ohne kriminelle Aspekte erzeugt die Autorin nach ruhigem Einstieg eine beklemmend unentrinnbare Athmosphäre bis zum recht überraschenden Schlusspunkt dieser durchaus lebensechten Geschichte. Karin Fossum einmal anders, aber mit allen Qualitäten, die man an ihren Büchern schätzt.