HANNAH TINTI: "TANZ DER TIERE"

Mörderische Spiele eines Kindes mit dem Kaninchen, das ihm der ferne Vater geschenkt hat, ein Elefantenpfleger legt sich für den Seelenfrieden gern mal unter den Fuß seines tonnenschweren Schützlings oder eine überbeschützte junge Frau verschwindet spurlos nach einem Affenbiss – Tiere spielen immer eine Rolle in den elf Erzählungen in Hanna Tintis "Tanz der Tiere".

Mal sind es ganz viele, mal sind sie eher Beiwerk wie bei der mit lakonischen Sätzen dargebotenen Geschichte vom ausgesetzten Jungen, die subtil unter die Haut geht. Oder sie werden gar als endgültige Pointe lecker zubereitet, schließlich ist das Verhältnis zwischen Mensch und Tier meist ein eher gespanntes. Ohnehin gerät der Tod bei der jungen US-Autorin leicht zum makabren bis skurrilen Scherz und niemand stirbt einfach so im Bett. Sie schreibt mit staubtrockenem Humor, der manche satirische Schwärze aufweist und immer wieder bricht sich gar ein verstörender Fatalismus bahn wie in der grandiosen Geschichte von Ambruzzo, dem "Killer des Jahres" mit dem ungewöhnlichen Gleichmut.

Da werden mit ebenso schnellem wie treffsicherem Pinselstrich ganze Bilder und Charaktere entworfen und dank einer irritierende Dramaturgie entwickelt sich eine starke Sogwirkung, obwohl sie häufig hin- und herspringt. Vielleicht aber ist gerade das ihr Geheimnis, wenn mit bestechenden Momentaufnahmen ganze Schicksale in wenigen knappen Sätzen entstehen. Das ist dann alles sehr originell und zuweilen ziemlich abgründig mit Widerhaken der bleibenden Erinnerung versehen.