THOMMIE BAYER: "DIE GEFÄHRLICHE FRAU"

Vera Sandin ist verführerisch schön und arbeitet als Detektivin der speziellen Art mit intensivem Körpereinsatz: "Ich schlafe mit Männern. Wenn ihre Frauen das wollen." Nach dem Muster verführen, heimlich filmen, abservieren, ist sie ausgesprochen erfolgreich und hat noch jeden Testkandidaten rumbekommen. 1000 Euro Anzahlung, 1000 nach Lieferung des Videos an die entweder eifersüchtige oder aber sonstwie an der Entlarvung interessierte Auftraggeberin.

"Die gefährliche Frau" hat Erfolgsautor Thommie Bayer diesen Roman genannt. Ein Krimi ist das allerdings nicht, denn so gefährlich die 34-Jährige auch für das Seelenheil der Männer ist, sie bringt sie zu Fall jedoch nicht um. Dennoch fesselt das, was die Ich-Erzählerin da schildert bis zur letzten Zeile, denn nach und nach enthüllt sich nicht nur, wie sie arbeitet, sondern es entwickelt sich auch das vielschichtige Bild einer ungewöhnlichen Frau. Mit viel psychologischem Gespür und nüchternen, oft sarkastischen Worten wird dargelegt, wie und warum die Frühreife sich zur Hure entwickelte.

Und dann wird sie auf den attraktiven Schriftsteller Behrend angesetzt. Seine Indifferenz, sein demonstrativ nur berufliches Interesse an ihr kränkt und reizt ihren professionellen Ehrgeiz. Nichts läuft hier nach den bewährten Mustern, er beißt einfach nicht an. Zugleich versteht er es, die Geschichte ihrer schief gelaufenen Vergangenheit aus ihr herauszukitzeln und das verwirrt sie obendrein. Um so hervorragender ist das Finale gestaltet mit einer doppelten Pointe, die hier nicht verraten werden soll.