LOUISE ERDRICH: "DER GESANG DES FIDELIS WALDVOGEL"

Von einem Metzger mit engelsgleichem Tenor, dem Amerikanischen Traum und der Lebensgeschichte eines Ausgewanderten erzählt der neue Roman von Louise Erdrich. "Der Gesang des Fidelis Waldvogel" spielt eine wichtige Rolle in der lebensprallen Geschichte eines deutschen Metzgers, der nach dem Ersten Weltkrieg seine Messer und die besten Würste seiner Zunft in einen Koffer packt und in die USA auswandert.

Hauptakteurin aber ist Delphine, Tochter eines versoffenen Farmers im Stdtchen Argus in North Dakota, wohin es Fidelis verschlägt. Während er seine geliebte Ehefrau Eva nachkommen lässt, muss Delphine mit der Enttäuschung fertig werden, dass es mit ihrem Partner, dem Balancekünstler Cyprian, nur beruflich aber nicht privat gut läuft. Doch auch das Glück des Metzgers zerbricht, denn Eva erkrankt an Krebs. Delphine und sie sind inzwischen beste Freundinnen geworden und die handfeste Farmerstochter pflegt Eva nun aufopfernd bis in den jammervollen Tod.

Wie selbstverständlich kümmert sie sich außerdem um die vier Kinder und heiratet schließlich auch den stattlichen Fidelis, der als Metzger ein ebenso großer Meister ist wie im Gesangverein mit seinem betörenden Gesang. Doch es kommen die 30er Jahre und zwei der Söhne besuchen die Großmutter im fernen Nazi-Deutschland. Im provinziellen North Dakota weiß man wenig von den dortigen Verhältnissen, im später ausbrechenden Krieg jedoch stehen dann je zwei Söhne in verschiedenen Lagern und durchleiden fatale Identitätsverwirrungen, denn sie wissen nicht, in welcher Kultur sie zu Hause sind und welchem Heimatland ihre Loyalität gebührt.