ORLY CASTEL-BLOOM: "DAS MEER IM RÜCKEN"

Ein ungewöhnlich heftiger Winter hat Israel heimgesucht und die Intifada erschüttert das Land, so dass Schusswechsel und Selbstmordattentate schon zum Alltag gehören. Und den wollen in dem Roman "Das Meer im Rücken" sechs Israelis so gut wie möglich meistern. Mit einer herben Mischung aus Feinfühligkeit und rauem Fatalismus zeichnet die preisgekrönte israelische Autorin Orly Castel-Bloom ein sehr plastisches Bild dieser Menschen, die bei aller ständig lauernden Angst zugleich ihre kleinen Wünsche, Nöte und Sorgen haben.

Da ist der arbeitslose Boaz, dessen unverwüstliche Frau Kati trotz dreier Kinder und der schwierigen Lage den Lebenswillen nicht verliert, während die wohlhabende Sprachwissenschaftlerin Liat unter Einsamkeit leidet. Ihr Bruder Adir dagegen trennt sich von seiner Geliebten und ihren drei Kindern, weil er sich in die schöne Tasaro verliebt hat. Das Model aus Äthiopien wiederum bekommt dann seine eigenen Probleme, als es schwanger wird von Adir.

Außerdem wird viel gestorben in diesem Roman – wie eben im heutigen Israel der gewaltsame Tod an der Tagesordnung ist – und zuweilen bleiben für den Sarg nur ein paar Fetzen übrig. Dennoch nerven diese winterlichen Einbrüche fast noch mehr, denn an sie ist hier niemand gewöhnt. Und dann kommt auch noch die so genannte Saudische Grippe hinzu. Man braucht also wahrlich eine Menge Glück in diesem Land, um heil über die Runden zu kommen. Vielleicht spielen die Überlebenden deshalb so gerne Lotto....