REINHARD OSTEROTH: "FERDINAND PORSCHE"

Von der k.& k.-Hofkutschenfabrik zum modernen Automobilkonzern, so etwa könnte man den Weg Ferdinand Porsches beschreiben, 1875 in Böhmen geboren, später 'Vater' des Volkswagen, dessen Siegeszug um die Welt er aber nur noch ansatzweise erlebte, als er 1951 starb.

Der Technik- und Zeitgeschichtler Reinhard Osteroth hat seine Biographie "Ferdinand Porsche. Der Pionier und seine Welt" überschrieben und dem technikversessenen Generalisten der Mobilität damit die wohl angemessene Bezeichnung zukommen lassen. Porsche war ein unermüdlicher Bastler, Tüftler, Fortentwickler und Perfektionist, dennoch fehlte ihm die ganz große Vision, die ihn auch zum Genie gemacht hätte.

Seine erste Faszination galt der Elektrizität und er entwickelte bereits 1900 als Angestellter der Hofkutschenfirma Lohner den "Elektro-Porsche". Im Ersten Weltkrieg waren es wegweisende Zugmaschinen und es folgten rasante Rennwagen. In Stuttgart entstanden durch den Choleriker und zielstrebigen Antreiber mit der Fähigkeit zu begeistern die berühmten Mercedes-Kompressorwagen. 1930 gründete er trotz Weltwirtschaftskrise sein eigenes Konstruktionsbüro, aus dem z.B. die erfolgreichen Rennwagen von Auto-Union kamen.

Doch er hatte bereits 1920 auch einen ersten Kleinwagen gebaut und mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten sollte seine große Stunde schlagen, denn Adolf Hitler war ein Autonarr. Porsche wollte einen Volkswagen konstruieren und dachte in Dimensionen eines Henry Ford. Tatsächlich kam es 1934 zur Geburtsstunde des VW-Käfers und 1938 folgte die Gründung des Volkswagenwerkes in Wolfsburg. Wie so oft passten die zukunftsträchtigen Ideen Porsches nicht recht überein mit der ökonomischen Vernunft des 1000 RM-Pkw, doch das Problem erledigte der Weltkrieg von selbst. Auch da engagierte sich Porsche umfassend, musste aber auch die Zerstörung seines Traums von der VW-Fabrik mit ansehen.

Im Alter blieben nicht mehr viele Jahre, um den Aufstieg Wolfsburgs aus den Ruin noch ganz zu erleben.

Osteroth hat eine höchst lebendige und aufschlussreiche Biographie des Automobil-Pioniers Porsche verfasst, die zugleich ein spannendes Stück Technik- und Zeitgeschichte darlegt. Was dabei ein wenig kurz kommt, ist der private Mensch, seine Familie, aber auch seine Haltung zu den Nazis, die ihn so schätzten und förderten. So bleibt zuletzt das Trugbild des neutralen Technikers in einem unmenschlichen System und es bleibt offen, ob es Ferdinand Porsche gerecht wird.

 

# Reinhard Osteroth: Ferdinand Porsche. Der Pionier und seine Welt; 304 Seiten, div. Abb.; Rowohlt Verlag, Reinbek; € 22,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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