MAXIMILIAN SCHELL: "MEINE SCHWESTER MARIA"

Maria Schell war einer der wenigen deutschsprachigen Weltstars des Films, doch ihren immensen beruflichen Erfolgen standen viele private Enttäuschungen gegenüber und so flüchtete sie sich im Alter in ihre eigene Welt. Ihr Schicksal, durchaus vergleichbar mit manchen großen Rollen, die sie einst verkörperte, hatte ihr jüngerer Bruder Maximilian in einem hochgelobten Filmporträt festgehalten. Nun erzählt der Oscar-gekrönte Schauspieler und Regisseur diese Lebensgeschichte in Buchform.

"Meine Schwester Maria" heißt der schlichte Titel und natürlich ist dies keine Biographie im eigentlichen Sinne, denn ebenso selbstverständlich ist sie voreingenommen und befangen, mit viel Liebe und zuweilen auch Erstaunen geschrieben. Andererseits ist wohl kaum jemand der großen Schauspielerin so nahe gewesen wie der "kleine Bruder". Er hat sie zum Beispiel auch erlebt, als sie nach dem unglücklichen Ende ihrer letzten Liebe versucht hatte, sich umzubringen.

Sie war fast immer umschwärmt, "aber irgendwie war sie einsam". Ihre schweren Depressionen vermag er aus eigener Erfahrung nachzuempfinden und er offenbart die generelle Neigung in dieser Schweizer Künstlerfamilie, deren Chronik in dieses Werk einfließt. Als die Sechs beim Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich 1938 in die Heimat zurückkehren, sind sie so mittellos, dass die Kinder in Heime abgegeben werden müssen. Gewiss eine Prägung, zumal die junge Maria nach dem ersten Filmauftritt 1942 bereits als 16-Jährige noch 13 Jahre und das Erklimmen des Weltruhms braucht, um endlich die Anerkennung des verehrten Vaters zu erlangen.

Maximilian Schell lässt liebevoll und einfühlsam das Bild eines ebenso begabten wie von privatem Glück wenig verwöhnten Menschen entstehen, dessen zahlreiche teils privaten Fotos den Wandel vom strahlenden Star über die reife Frau zu der entrückten Alten, die 2002 ihren achten Bambi entgegennimmt, geradezu beklemmend vor Augen führt. Ein anspruchsvolles und zugleich zutiefst menschliches Buch, dessen Bildwerk mit stimmungsvollen Landschaftsfotos und Zeichnungen eine höchst ungewöhnliche Mischung darstellt: ein großer Künstler porträtiert auf faszinierende Weise seine Schwester, die ein mindestens ebenbürtiger Künstler war.

 

# Maximilian Schell: Meine Schwester Maria. Eine Hommage; 184 Seiten, div. Abb.; Europa Verlag, Hamburg; € 24,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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