BRINKBÄUMER/HÖGES: "DIE LETZTE REISE"

Christoph Columbus entdeckte Amerika und war unzweifelhaft einer der größten Entdecker aller Zeiten. Gleichwohl birgt sein abenteuerliches Leben viele Rätsel, zumal er offenbar selbst ein Geheimniskrämer war, der bewusst vieles verschleierte oder verschwieg. Um so spannender und verdienstvoller ist der große Bericht der SPIEGEL-Journalisten Klaus Brinkbäumer und Clemens Höges über "Die letzte Reise" des angeblichen Genuesers, der auch Jude gewesen sein könnte.

"Der Fall Christoph Columbus" lautet der Untertitel dieser fast romanhaft bunten Mischung aus Biographie und Wissenschaftskrimi, die aber weit mehr als nur die so tragisch verlaufenen vierte Amerika-Reise von 1502 bis 1504 zum Inhalt hat. Nach dem Triumph der Entdeckung der Neuen Welt im Oktober 1492 – erst viel später wurde Columbus bewusst, dass dies nicht Indien war sondern ein neuer Kontinent – waren die zweite und die dritte Reise teils unglücklich verlaufen, vor allem aber hatte der ebenso fromme wie überhebliche 'Admiral aller Meere' viele Neider zu Intrigen provoziert und als Gouverneur der ersten Kolonien versagt.

Auf dieser vierten Reise mit vier Schiffen und 150 Mann, allerdings schlecht ausgerüstet, wollte er beweisen, dass die viel beschworenen Goldreichtümer dort tatsächlich zu finden waren und dass es jenen so lautstark propagierten Durchbruch zwischen Atlantik und Pazifik gab. Doch so, wie er in jungen Jahren mit seinen gut durchdachten Plänen wegen seiner Aufschneiderei und Anmaßung beim portugiesischen König aufgelaufen war, führten ihn nun die eigene Hybris sowie manche unglückliche Verkettungen und Missverständnisse ins Unglück. Fast hätte er den Isthmus von Panama entdeckt, stattdessen kommt es zu blutigen Kämpfen mit Eingeborenen, zu Meuterei und Schiffsverlusten durch den berüchtigten fingerdicken Schiffsbohrwurm sowie durch Orkane, außerdem wird Columbus schwer krank. Am Ende der Reise bleiben ihm ein marginaler Goldschatz, ansonsten steht er missachtet und mit leeren Händen da.

Viele dieser Erkenntnisse jedoch beruhen auf widersprüchlichen oder spekulativen Erkenntnissen. Um so wertvoller ist da der kürzliche Fund eines geheimnisvollen Wracks bei Nombre de Dios an der Küste von Panama. Experten wittern darin eine Sensation: ist das die "Viscaina", die Columbus 1503 etwa dort aufgeben musste?! Könnte die Forschung damit erstmals eine Karavelle aus der frühen Entdeckerzeit untersuchen, wäre das eine Offenbarung für Archäologen und Historiker.

Die Autoren stellen die diversen Theorien und Fakten nebeneinander und fesseln mit raffinierten Beweisführungen sowohl für die Entdeckungsfahrten selbst wie für den geheimnisumwitterten Columbus und das kaum bekannte Drama seines Lebens.

 

# Klaus Brinkbäumer/Clemens Höges: Die letzte Reise. Der Fall Christoph Columbus; 478 Seiten; DVA, München; € 19,90 WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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