ULRIKE DRAESNER: "HOT DOGS"

Ulrike Draesner ist eine Meisterin jener intelligent zupackenden Geschichten aus der ach so glorreichen Gegenwart an der Schwelle zur verzweifelt ungewissen Zukunft. Mit "Hot Dogs" legt sie jetzt zwölf Erzählungen vor, die Kopf und Bauch treffen. Forsch und zugleich eindringlich zeichnet sie Schnappschüsse des Lebens, die mal amüsieren, mal nachdenklich machen.

Da ist Gina, die Coole mit der zukunstweisenden Geschäftsidee, deren Körpereinsatz mit lässiger Satire beschrieben wird. Oder das erlesene kleine Ein-Mann-Eifersuchtsdrama in "Noras Geschenk", wo der 50-jährige Erik fest an der Angel seiner Gefühle hängt. Obsessiv rumort es in diesem unvermuteten Sehnsuchtsloch im Bauch, seit die junge Schöne so plötzlich gegangen ist. Während das schicksalhafte Band zwischen den Zwillingen Franz und Fritzi nicht neu und dennoch verblüffend und sehr frisch erzählt ist, widmet sich die Geschichte um Jana einem allergegenwärtigsten Problem, wenn es um künstliche oder doch nicht ganz so künstliche Befruchtung geht.

Eine von Ulrike Draesners mit unterschwelliger Melancholie behafteten fatalistischen Erkenntnisse heißt dann konsequent: "Das Beste, was man tun kann, ist zusammenleben, ohne einander zu zerstören." Bei aller eleganten Doppelbödigkeit dieser Zeitausschnitte aus dem modernen Leben sind die Erzählungen doch auch von flirrendem Übermut, wobei die kleinen Katastrophen der Begierde ausgesprochen feminin ausgelebt werden. Fazit: eine virtuose Stilistin entwirft das schillernde Puzzle ungewöhnlicher Befindlichkeitszustände.

 

# Ulrike Draesner: Hot Dogs; 189 Seiten; Luchterhand Literaturverlag, München; € 19

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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