ANNA KALERI: "ES GIBT DIESEN MANN"

Fast jede der Geschichten in Anna Kaleris erstem Buch beginnt mit dem Satz "Es gibt diesen Mann". Das ist dann auch der Titel dieser Sammlung von Erzählungen über die Männer als teils arg sonderbare Wunderwesen. "Er ist Katholik. Bis zu dieser Entdeckung war alles harmonisch." So schräg und bissig startet die junge Autorin und in der Tat hapert es danach irgendwann bei jedem Versuch dauerhafter Zweisamkeit.

Da entwickeln sich die vielfältigsten Beziehungskisten aus dem fast alltäglichen Absurdistan ganz unalltäglich scharf und so pointiert, dass man erst stutzt, bevor man sich köstlich amüsiert oder gar herzhaft auflacht. Der eine Mann redet treffsicher vom ewig Weiblichen, um in Detailfragen jedoch ins Schwanken zu geraten, oder jemand verdirbt seine Chancen bei ihr als Anti-Rosenkavalier oder gar als Pascha.

Nein, die Ich-Erzählerin hat nicht wirklich etwas gegen Männer, dafür ist die Sehnsucht nach dem Einen, den es doch wirklich gibt, bei all der spröden Erotik viel zu deutlich zu spüren. Immerhin hat sie sich ja sogar versuchsweise auf den Herrn mit dem "Schweizerkuss" eingelassen, eine der hintersinnigsten und gelungensten Satire-Happen, die die Autorin immer wieder aufblitzen lässt. Manche der Geschichten sind nur kleine Farbtupfer, aber selbst dabei erfrischt sie mit um die Ecke gedachter Ironie.

Die Protagonistin selbst bleibt als Charakter nur zu erahnen, doch schließlich geht es ihr ja um 'ihn', die Suche und eben die Gewissheit: "Es gibt diesen Mann." Da darf man gespannt sein auf größere Werke dieser Autorin mit dem knirschend trockenen Humor.

 

# Anna Kaleri: Es gibt diesen Mann, Erzählungen; 143 Seiten; Luchterhand Literaturverlag, München; € 15

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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