MADELEINE K. ALBRIGHT: "DIE AUTOBIOGRAPHIE"

Geprägt vom Vorbild des Vaters, der als hoher Diplomat für die Tschechoslowakei arbeitete, aber auch von ihrem 'Leitstern Demokratie', schaffte Madeleine Korbel Albright in atemberaubender Manier den Aufstieg vom Flüchtlingsmädchen bis zur Außenministerin der USA. Entsprechend spannend liest sich ihre Autobiographie "Madam Secretary".

Geboren am 15. Mai 1937 in Prag als Marie Jana Körbel, erlebte sie 1939 die Flucht vor den Nazis nach London und nach dem Krieg die vor den Kommunisten 1948 in die USA. Zuvor verbrachte sie noch eine kurze Zeit in Belgrad, wo ihr Vater Botschafter war. Schnell assimilierte sich die intelligente junge Frau in den Staaten und wurde 1957 eingebürgert. Auf hinreißende Weise schildert sie dieses neue Leben und dann ihr Studium und den ersten Job bei der "Denver Post". Dort auch lernt sie ihren 'Märchenprinzen' Joe Albright kennen, einen erfolgreichen Journalisten, den sie 1959 heiratet.

Drei Töchter werden geboren, bevor sie 1968 ihr politisches Interesse nach Washington bringt, wo ihr als ehrenamtlicher Wahlkampfhelferin viel Erfolg beschieden ist. Zehn Jahre später übernimmt sie einen ersten Job im Weißen Haus unter Präsident Carter und als nach zwölfjähriger Pause die Demokraten endlich wieder den Präsidenten stellen, gehört sie zum Team. Und Bill Clinton wird quasi zum zweiten 'Märchenprinzen' für die seit 1983 geschiedene Madeleine Albright, denn gleich zu seinem Dienstantritt macht er sie zur überaus wichtigen UNO-Botschafterin der USA.

Hier gelingen ihr in schweren Zeiten (Somalia, Ruanda, Haiti) Meisterstücke sowohl diplomatischer Kunst wie auch energischen Durchsetzungswillens. Glanzpunkt ist, dass sie 1996 Kofi Annan als neuen UN-Generalsekretär durchsetzen kann. Prompt macht Clinton sie zu Beginn seiner zweiten Amtszeit zur Außenministerin, übrigens nicht ohne Zutun von First Lady Hillary. Ausgerechnet in diesen Tagen erfährt sie dann erstmals von ihrer jüdischen Abstammung und von Großeltern, die im Holocaust umgekommen sind. Dies und ihre Zeit in Jugoslawien prägen 1999 auch ihre harte Vorgehensweise gegen die ethnischen Säuberungen im Kosovo und sie lässt auch im Rückblick keinen Zweifel daran, dass ihr von allen Bösewichtern, mit denen sie dienstlich zu tun hatte, Milosevic am widerwärtigsten war.

Ihr Bedauern, als sie im Januar 2001 ihr Büro im State Department für Colin Powell räumen musste, ist verständlich. Um so faszinierender sind ihre detaillierten Schilderungen der Jahre als mächtigste Frau der USA. Ob sie ihre Jugend beschreibt oder die Erlebnisse und Winkelzüge auf höchster Ebene, es sind hervorragende Einblicke, die fast romanhaft spannend sind und bei allem ehrlichen Patriotismus und Stolz auf die eigenen Leistungen dennoch wohltuend unprätentiös bleiben. Fazit: eine beeindruckende Frau, die nach einer unvergleichbaren Karriere nun auch noch mit Charme, Geist und Witz als Autorin in eigener Sache überzeugt.

 

# Madelein K. Albright: Madam Secretary. Die Autobiographie (aus dem Amerikanischen von Holger Fliessbach und Angela Schumitz); 672 Seiten, div. Abb.; C. Bertelsmann, München; € 28

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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