LUCIEN CLERGUE: "POÉSIE FOTOGRAPHIQUE"

"Lucien Clergue. Poésie Photographique", das ist nicht nur ein hervorragend aufgemachter Textbildband über die Meisterwerke des großen Fotografen aus 50 Jahren sondern zugleich eine grandiose Künstler-Biografie. Und wer die Bedeutung Clergues für die Fotografie und die Kunstszene insgesamt nicht einzuschätzen vermag, möge sich an Picasso orientieren, der Clergues Fotografien als "die Skizzenbücher des lieben Gottes" bezeichnete.

Picasso war es auch, der den 1934 in Arles geborenen Clergue 1953 förderte und für die erste große Ausstellung des jungen Genies sorgte. Schon 1955 schuf der vaterlos in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene Fabrikarbeiter sein erstes Hauptwerk "Les Saltimbanques" mit den einzigartigen Bildern aus der Artistenwelt, deren melancholische Harlekin-Bilder auch den Begriff "poésie photographique" prägten. Wie der Autodidakt ohnehin bald schon zum Guru für zahllose Fotografen aufsteigen sollte und kein Geringerer als Jean Cocteau räumte angesichts dieses Schaffens der Fotografie einen Platz als der Malerei ebenbürtige Kunst ein.

Clergue wurde zum Bildchronisten der letzten Jahre Picassos und er wurde weltbekannt durch seine freizügige Serie der 'Nus de la Mer', wie sowieso die heimatliche Carmargue ebenso wie schöne Frauen, die Stierkampfarena und das Theater seine besonderen Leidenschaften waren. Frühe Berühmtheit erlangte 1960 sein Buch "Poesie der Photographie", für das Picasso das Cover malte. Und seine Aktaufnahmen gehören zum schönsten überhaupt, denn sie bestechen mit seltener Ästhetik und ihre Faszination wird nur noch erreicht von seinen späteren Arbeiten der 'surimpressions', den übergeblendeten Bildsujets von magischem Charakter.