DYLAN/BIERMANN: "ELEVEN OUTLINED EPITAPHS"

Das ist nicht nur für alle Dylan-Fans ein echtes Muss, das ist auch eine kleine literarische Sensation: Bob Dylans "Eleven outlined Epitaphs" liegen erstmals gesamt und gedruckt vor. Doch das Büchlein ist sogar ein Doppelwerk, denn kein Geringerer als Liedermacher Wolf Biermann hat die elf Gedichte aus jener Zeit, als aus Robert Allen Zimmermann gerade unser aller Bob Dylan wurde, ins Deutsche übertragen.

'Transportarbeit' nennt er das und in der Tat sind diese "Elf Entwürfe für meinen Grabspruch" kongenial gelungen, wenngleich nicht ganz mit der frühen Brillanz des jungen Mannes aus Duluth/Minnesota. Zeilen voller brachialer Lebendigkeit machen diesen ersten großen dichterischen Wurf Dylans aus. Ungestüm, schneidend satirisch, teils noch ungeschliffen, doch schon von jener Selbstsicherheit des entschiedenen Aufbegehrens gekennzeichnet, die ihn erst zum Star und mittlerweile längst zur lebenden Legende machte.

Dylan schrieb die Epitaphs im November und Dezember 1963 und vier von ihnen wurden auf dem Cover seines dritten Albums "The Times they are-a-changin'" abgedruckt. Die komplette Fassung des langen Gedichts aber kannten selbst eingefleischte Dylan-Liebhaber kaum. Schon hier zeigt er sich als früh Vollendeter, dem auf dem Weg zur naturgewachsenen Menschenwürde bereits klar ist, dass er Dichter sein will und nichts anderes. Geradezu lässig gelingen ihm satirische Volltreffer und wer dann ins Grübeln kommt, was einen 22-Jährigen wohl dazu treiben mag, sich mit den Sprüchen auf seinem Grabstein zu befassen - morbide war es gewiss nicht gemeint, denn: "Die Lebensgier lässt mich nie im Stich!"

Man darf es als glückliche Fügung ansehen, dass sich der ebenfalls wortgewaltige Wolf Biermann mit so viel Einfühlsamkeit und Hingabe diesen "formenwüst hingeschleuderten Versen" gewidmet hat. Er beruft sich auf verblüffende Parallelen zwischen seiner eigenen Situation damals Anfang der 60er Jahre in der DDR, wenngleich in einem extrem anderen Land mit einer diametral entgegengesetzten Gesellschaftsform. Abgerundet wird der Genuss an diesem außergewöhnlichen Gedichtband durch die erhellenden Ausführungen Biermanns über die Bedeutung des "Welt-Poeten Dylan", dessen Anfänge sowie die Unterschiede und Ähnlichkeiten in beider Schaffen.

 

° DYLAN/BIERMANN: "ELEVEN OUTLINED EPITAPHS"

Das ist nicht nur für alle Dylan-Fans ein echtes Muss, das ist auch eine kleine literarische Sensation: Bob Dylans "Eleven outlined Epitaphs" liegen erstmals gesamt und gedruckt vor. Doch das Büchlein ist sogar ein Doppelwerk, denn kein Geringerer als Liedermacher Wolf Biermann hat die elf Gedichte aus jener Zeit, als aus Robert Allen Zimmermann gerade unser aller Bob Dylan wurde, ins Deutsche übertragen.

'Transportarbeit' nennt er das und in der Tat sind diese "Elf Entwürfe für meinen Grabspruch" kongenial gelungen, wenngleich nicht ganz mit der frühen Brillanz des jungen Mannes aus Duluth/Minnesota. Zeilen voller brachialer Lebendigkeit machen diesen ersten großen dichterischen Wurf Dylans aus. Ungestüm, schneidend satirisch, teils noch ungeschliffen, doch schon von jener Selbstsicherheit des entschiedenen Aufbegehrens gekennzeichnet, die ihn erst zum Star und mittlerweile längst zur lebenden Legende machte.

Dylan schrieb die Epitaphs im November und Dezember 1963 und vier von ihnen wurden auf dem Cover seines dritten Albums "The Times they are-a-changin'" abgedruckt. Die komplette Fassung des langen Gedichts aber kannten selbst eingefleischte Dylan-Liebhaber kaum. Schon hier zeigt er sich als früh Vollendeter, dem auf dem Weg zur naturgewachsenen Menschenwürde bereits klar ist, dass er Dichter sein will und nichts anderes. Geradezu lässig gelingen ihm satirische Volltreffer und wer dann ins Grübeln kommt, was einen 22-Jährigen wohl dazu treiben mag, sich mit den Sprüchen auf seinem Grabstein zu befassen - morbide war es gewiss nicht gemeint, denn: "Die Lebensgier lässt mich nie im Stich!"

Man darf es als glückliche Fügung ansehen, dass sich der ebenfalls wortgewaltige Wolf Biermann mit so viel Einfühlsamkeit und Hingabe diesen "formenwüst hingeschleuderten Versen" gewidmet hat. Er beruft sich auf verblüffende Parallelen zwischen seiner eigenen Situation damals Anfang der 60er Jahre in der DDR, wenngleich in einem extrem anderen Land mit einer diametral entgegengesetzten Gesellschaftsform. Abgerundet wird der Genuss an diesem außergewöhnlichen Gedichtband durch die erhellenden Ausführungen Biermanns über die Bedeutung des "Welt-Poeten Dylan", dessen Anfänge sowie die Unterschiede und Ähnlichkeiten in beider Schaffen.

 

# Bob Dylan/Wolf Biermann: Eleven Outlined Epitaphs/Elf Entwürfe für meinen Grabspruch (Zweisprachig); 157 Seiten; Kiepenheuer & Witsch, Köln; € 16,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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